Rom – Zum Weihnachtsfest hat Papst Franziskus eine „unersättliche Gier“ in der „Menschheitsgeschichte“ kritisiert. Diese führe dazu, „dass einige wenige üppig schlemmen und so viele kein Brot zum Leben haben“, sagte er in seiner Weihnachtspredigt im Petersdom. Das Kind von Bethlehem eröffne „ein neues Lebensmodell: nicht verschlingen und hamstern, sondern teilen und geben“.
Damit durchbreche Weihnachten „die Spirale von Gier und Maßlosigkeit“, so der Papst. An der Krippe werde deutlich, „dass das, was das Leben nährt, nicht der Besitz, sondern die Liebe ist; nicht Gier, sondern Nächstenliebe; nicht der Überfluss, den man zur Schau stellt, sondern die Einfachheit, die man bewahrt“. Die Christmette feierte der Papst mit rund 10 000 Teilnehmern, zahlreichen Kardinälen und Bischöfen.
Am Ersten Weihnachtstag rief Franziskus die Menschheit in einem Friedensappell zu mehr Geschwisterlichkeit auf. Alle Menschen, unabhängig von Nation, Kultur, Religion und Anschauungen, seien Kinder Gottes, so der Papst vor rund 50 000 Menschen bei Sonnenschein auf dem Petersplatz. 120 Sendeanstalten und Nachrichtenagenturen übertrugen die Ansprache weltweit.
Besonders erinnerte der Papst an aktuelle Konfliktherde. „Es liegt an Israelis und Palästinensern, den Dialog wieder aufzunehmen und einen Weg des Friedens zu beschreiten“, sagte Franziskus. Auch möge das „geliebte und gequälte Syrien“ mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft „Geschwisterlichkeit wiederfinden“. Im Jemen solle die Waffenruhe den Menschen Erleichterung bringen.
Die Ukraine mahnte der Papst, „die Rechte jeder Nation“ zu achten; nur so gebe es Frieden und „würdige Lebensbedingungen für die eigenen Bürger“. Mit Blick auf den innerorthodoxen Konflikt um die Ukraine sagte Franziskus, er bete darum, dass die „christlichen Gemeinschaften“ dort „geschwisterliche und freundschaftliche Beziehungen knüpfen“ könnten.
Auch in Korea solle Weihnachten brüderliche Bande und den „eingeschlagenen Weg der Annäherung“ weiter stärken. Der Papst erwähnte zudem die Konflikte in Venezuela, Nicaragua und in Afrika. Im Anschluss spendete er den traditionellen Segen „Urbi et orbi“.
In Deutschland haben nach dem Missbrauchsskandal einige Bischöfe in ihren Weihnachtspredigten selbstkritisch die Institution Kirche betrachtet. „Wir stehen heute vor der erschreckenden Tatsache, dass es eine dunkle Seite dieser Kirche gibt“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom. Das Licht Christi müsse neu in diese dunkle Zone hereingelassen werden. „Sünde und Schuld müssen ans Licht. Ich habe in den letzten Monaten neu gelernt, dass wir zu banalisierend über Sünde reden.“
Franziskus kam auf das Thema Missbrauch nicht zu sprechen, äußerte aber die Hoffnung: „Das kleine frierende Kind, das wir heute in der Krippe betrachten, möge alle Kinder auf dieser Welt und jeden schwachen, wehrlosen und ausgeschlossenen Menschen beschützen.“ kna/dpa