Die Bundeswehr

Das Dilemma in Afghanistan

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Die Direktive von Donald Trump, die US-Präsenz in Syrien und wohl auch Afghanistan massiv zu reduzieren, klingt nach Kurzschluss-Handlung. Sie mag außenpolitisch grob falsch sein. Sie enthält aber einen rationalen Kern, der Deutschland massiv betrifft. Die USA sind es leid, mit hunderten Milliarden Dollar die Hauptlast (und den Blutzoll) bei Auslandseinsätzen zu tragen, während der Druck auf die Bündnispartner, ihre Armeen modern zu halten, moderat bleibt. Die Kritik daran ist auch keine Trump-Erfindung, sie wuchs schon zur Obama-Zeit.

Die deutsche Politik wird das schnell drastisch spüren: Ohne Schutz und Hilfe der 14 000 US-Soldaten in Afghanistan könnte das 1100 Mann schwache Bundeswehr-Kontingent nie bleiben. Das ist keine Geringschätzung der Soldaten im Einsatz – sie sind, auch wenn’s nicht ins Klischee passt, zumeist qualifizierte, kluge Fachkräfte, viele in Führungsaufgaben. In dieser Anzahl und mit dieser Ausrüstung wäre die Bundeswehr aber weitgehend hilflos. Dieses Problem ließe sich, anders als das US-Gemurre bisher, nicht aussitzen. Die Frage heißt: Rauf oder raus – Mandat aufstocken oder eher Truppen heimholen?

Die neue Lage am Hindukusch belegt einmal mehr, wie dringend die Bundeswehr grundlegend reformiert werden müsste, wie eng Europa in der Militärpolitik zusammenrücken sollte. Hätte, sollte, müsste – stattdessen häufen sich hierzulande, gerade medial, hochmütige Beschreibungen, wie nachrangig das Amt des Verteidigungsministers doch geworden sei. Ist es nicht, es ist nur schlecht besetzt. Das Ressort, das ein Kernelement des Staates zu schützen hat und das nebenbei mehr Wirtschaftspolitik macht als das vermeintlich wichtigere Wirtschaftsministerium, braucht einen Neuanfang.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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