Washington – Die Bilder, die die USA zur Weihnachtszeit aus dem Irak erreichten, waren nicht nur die eines Präsidenten, der es nach zwei Jahren des Abwartens endlich zu US-Truppen in eine Kriegszone geschafft hatte. Es waren auch Aufnahmen, die belegten, wie Donald Trump seine dreieinhalb Stunden mit den „unglaublichen Truppen“ auf der Luftwaffenbasis Al Asad in der Anbar-Provinz geschickt für eine Wahlkampfaktion nutzte. Plötzlich machten Schirmmützen mit den Schriftzügen „Trump“ und „Make America great again“ die Runde, die der mit einer Fliegerjacke bekleidete Präsident gerne signierte.
Es war ein Besuch, zu dem sich Trump wohl auch durch die Medien gedrängt fühlte, denn immer wieder war die Frage gestellt worden: Warum schiebt der Präsident eine solche Reise hinaus? Unter anderem hatte Trump sein Abwarten mit dem Satz zu begründen versucht, er habe einen „unglaublich vollen Terminkalender“. Doch über die Weihnachtsfeiertage zog dieses Argument nicht mehr. Der „Shutdown“ – eine Haushaltssperre – legt weite Teile der Verwaltung lahm, die meisten Mitarbeiter im „West Wing“ befinden sich üblicherweise im Urlaub. Trump war, wie er auf Twitter lamentierte, „ganz allein“ im Weißen Haus, von First Lady Melania, den dienstbaren Geistern und dem Secret Service abgesehen.
In der Nacht zu Mittwoch startete dann „Air Force One“ vom Luftwaffen-Stützpunkt Andrews bei Washington zu der geheimen Aktion Irak-Besuch. Doch Luftfahrt-Fans, die es sich zum Hobby gemacht haben, Flugbewegungen zu verfolgen, bekamen schnell Wind von dem Trip. Schließlich zeigten Radaraufnahmen eine Luftwaffen-Boeing vom Typ 747 auf ihrem Weg von Andrews über den Atlantik Richtung Europa. Und mindestens ein Beobachter fotografierte dann die „Air Force One“, als sie sich über Nordengland bewegte, und stellte das Bild mit der markanten Lackierung auf Twitter mit der zutreffenden Bemerkung: „Vielleicht Trump auf dem Weg zu einem Truppenbesuch?“
Die politische Essenz seines Besuchs lässt sich schnell resümieren: Trump versuchte erneut, seinen in den USA und bei den Alliierten kritisch begleiteten Rückzug aus Syrien zu rechtfertigen. Die Arbeit, den IS zu bekämpfen, sei erledigt. „Wir haben sie ausgeknockt“, sagte der Präsident. Und: Falls nötig, werde sich das türkische Militär der Terrororganisation annehmen. Man könne nicht der Weltpolizist USA sein, der für alle anderen Nationen das Kämpfen übernehme. Falls allerdings doch notwendig, könne man vom Irak aus schnell wieder in Syrien zuschlagen – weshalb die US-Truppen im Irak auch weiter präsent bleiben würden. Derzeit sind rund 52 000 US-Soldaten, vor allem Spezialeinheiten, dort stationiert.
Ein Treffen Trumps mit dem irakischen Premier Adel Abdul Mahdi kam nicht zustande. Wie es in US-Medien heißt, hielt es der US-Präsident für zu gefährlich, nach Bagdad zu reisen.
Auf dem Rückflug gab es dann noch einen Zwischenstopp der Trumps auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in der Pfalz – dort, wo auch die Vorgänger des Präsidenten gerne stoppten, wenn sie aus dem Irak oder Afghanistan zurückkehrten. Es gab, wie schon im Irak, Gespräche mit Soldaten und jede Menge Fotos.
Alles wohl auch mit dem Ziel, in der Heimat für gute Noten zu sorgen. Denn Trumps Visite im Irak fällt in eine Phase innenpolitischer Turbulenzen. Wegen seines erbitterten Streits mit den oppositionellen Demokraten stehen die Regierungsgeschäfte in den USA seit Tagen teilweise still. Und eine schnelle Einigung ist nicht in Sicht. Nach Einschätzungen des Weißen Hauses könnte sich der „Shutdown“ bis ins neue Jahr hinziehen.