Besser konnte das Jahr für Syriens Machthaber Bashar al-Assad kaum laufen. Im April hatten die USA noch eine mutmaßliche Giftgasattacke des Regimes mit einem Militärschlag gesühnt, nun räumen sie mit einer fadenscheinigen Begründung das Feld. In das Vakuum, das sie nach ihrem Abzug aus den Kurdengebieten im Nordosten hinterlassen, stößt ausgerechnet jener Diktator, den der einst demokratische Aufstand beseitigen wollte. Es ist eine bitter-ironische Volte der Geschichte.
Aber der US-Abzug ist nur ein Teil des Erfolgs, mit dem Assad das Jahr beendet. Plötzlich suchen auch die Golfstaaten wieder die Nähe zu ihm. 2011 hatten sie ihre Botschaften in Damaskus geschlossen, weil sie das harte Vorgehen des Regimes gegen die Opposition nicht dulden wollten. Nun, da der Sieg Assads (und Putins) Realität ist, wollen sie durch ihre Präsenz den Einfluss Irans im Land eindämmen. Und die Kriegsverbrechen? Es ist, als sagten alle: Schwamm drüber. Den Westen stellt das vor wichtige Fragen. Wie sollen die Beziehungen zu einem Mann aussehen, dessen Verbrechen ungesühnt bleiben? Darf man ihm beim Wiederaufbau helfen, um den Flüchtlingen eine Rückkehr-Chance zu geben? Der Krieg mag enden. Die Probleme, die er schuf, bleiben.
Marcus.Maeckler@ovb.net