Abseits europäischer Nabelschau nutzt China das Fenster der Gelegenheit, um seinen Einfluss in Südosteuropa auszubauen – mit politischen Zielen weit über die Ökonomie hinaus. Quasi im noch brachliegenden Clubgelände der EU schafft das Reich der Mitte mit Hafen-, Brücken- und Schienenprojekten Fakten, die die bisherige Fixierung der Staaten an der südöstlichen Peripherie auf die Brüsseler Union lockern. Warum um einen EU-Beitritt betteln, wenn die chinesische Alternative mit schnellem Geld und unbürokratischem Fortschritt lockt?
Kurzfristiges Krisenmanagement der Europäer trifft auf langfristige chinesische Strategie. Nehmen wir den Hafen von Piräus. In der Staatsschuldenkrise zwang die Troika aus EU-Kommission, EZB und Internationalem Währungsfonds Griechenland zur raschen Privatisierung von Staatsbeteiligungen. Doch obwohl Europas Steuerzahler hunderte von Milliarden Euro nach Athen pumpten, sicherten die „Retter“ mit dem Geld nicht die Hoheit über den Hafen von Piräus, sondern schauten zu, wie die Mehrheitsanteile für weniger als 400 Millionen Euro – peanuts! – an China verscherbelt wurden. Vom trojanischen Pferd Piräus baut Peking nun die Infrastruktur für seine Waren zum europäischen Markt aus.
Die EU und ihre Mitgliedsstaaten – Brexit und Populisten hin oder her – müssen dem Balkan stärker ihr Augenmerk widmen. Bevor sich die Region endgültig in die Arme der Diktatoren und Autokraten in Peking und Moskau wirft.
Alexander.Weber@ovb.net