Abgeordneter: Ich bin Opfer einer schweren Straftat

von Redaktion

Der Münchner SPD-Politiker Post spricht über den Datenraub und die Folgen für sein Leben

Der Münchner SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post ist einer der krassen Fälle der Datenklau-Affäre. Brisante Papiere aus seinem privaten und politischen Leben waren über Tage öffentlich zugänglich. Wir haben mit dem 37-Jährigen telefoniert.

Herr Post, wie oft klingelt heute Ihr Handy?

Durchgehend.

Es hat ja jetzt auch jeder Ihre Nummer…

Ja, ganz Deutschland kann mich jetzt direkt anrufen und ein Pläuschchen halten. Das klingt lustig, ist es in Wirklichkeit aber nicht.

Sie sind eines der krassesten Opfer des bundesweiten Datenklaus. Wie konnte es dazu kommen?

Ich kann es mir rein technisch nicht erklären. Ich gehe mit Daten sehr vorsichtig um, ändere regelmäßig meine komplizierten Passwörter, verwende keines doppelt.

Wo vermuten Sie die Urheber des Daten-Diebstahls?

Ich weiß nicht, wer dahintersteckt. Wenn man fragt, wem es nutzt, sehe ich aber eine starke Tendenz. Eine bestimmte Partei ist nicht von den Angriffen betroffen. Ich habe schon bei der ersten Durchsicht ein Dokument entdeckt, das krass gegen Muslime hetzt, das aber definitiv nicht von mir oder aus meinem Umfeld stammt.

Warum genau Sie, warum genau Ihre Daten?

Wahrscheinlich hat mich ins Fadenkreuz gerückt, dass ich in der politischen Auseinandersetzung kein Blatt vor den Mund nehme. Ich war der erste, der gegen die Beförderung des damaligen Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen geschossen hat, ich habe als Erster einen Rüstungsexportstopp nach Saudi-Arabien gefordert. Offenbar bin ich durch solche Schlagzeilen aufgefallen.

Wir können nun nachlesen, was Sie im Restaurant zahlten, was Ihr Auto-Leasing kostet, welche Kredite Sie haben. Wie schlimm ist das für Sie?

Ich bin das Opfer einer wirklich schweren Straftat. Unter so etwas leiden ja auch Familie und Bekannte. Natürlich überlegen sich jetzt meine Freunde, ob sie mir noch schreiben, was sie schreiben.

Was ziehen Sie persönlich für Konsequenzen?

Meine politische Arbeit werde ich nicht ändern. Ich habe heute aber einen Medienanwalt konsultiert. Die Hacker haben sich strafbar gemacht. Es macht sich aber auch jeder strafbar, der diese Daten weiterverbreitet. Das würde ich mit aller Konsequenz, mit allen rechtsstaatlichen Mitteln, verfolgen.

Was muss politisch nun passieren?

Das war eine krasse Grenzverletzung. Wie muss sich ein einfacher Bürger vorkommen, wenn nicht einmal wir Abgeordnete als Angehörige eines Verfassungsorgans vor Hackern geschützt sind? Wir dürfen darauf nicht mit Sonntagsreden reagieren, sondern müssen die Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Daten wirklich verstärken.

Interview: Chr. Deutschländer

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