Politiker-Daten gehackt

Angriff auf die Demokratie

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Noch gibt es mehr Fragen als Antworten zum massenhaften Raub sensibler Daten von Politikern und Prominenten im Internet. Eines aber kann schon jetzt gesagt werden: Bei dem Angriff handelt es sich um eine ernste kriminelle Tat, weil die Urheber, ob mit Absicht oder nicht, mit ihren „Enthüllungen“ das Vertrauen in die Demokratie und ihre Institutionen beschädigen. Politiker, deren Privatestes ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird, eine staatliche Cyber-Abwehr, die den Hackern hinterherstolpert: Das ist der Stoff, aus dem digitale Albträume gemacht sind. Zu Recht warnt die Bundesjustizministerin vor der Gefahr, dass Kriminelle und ihre Hintermänner – womöglich aus dem Ausland – Debatten in unserem Land bestimmen.

Die USA haben schmerzhaft erlebt, wie es sich anfühlt, wenn man, so wie im jüngsten Präsidentschafts-Wahlkampf, von einer fremden Supermacht ferngesteuert wird. Offene Demokratien sind verwundbar, und die größere Bedrohung geht im Zeitalter der hybriden Kriegsführung nicht von konventionellen Waffen aus, sondern von der Manipulation der öffentlichen Meinung durch Cyberterroristen und ihren staatlichen Auftraggebern.

Deutschland begreift sich als digitale Führungsmacht – ist aber in Sachen IT-Sicherheit ein Entwicklungsland. Ein effektiver Schutz vor digitalen Angriffen ist im Internet-Zeitalter integraler Teil einer funktionierenden Infrastruktur, so wichtig wie intakte Straßen, Stromleitungen oder WLAN-Netze. Wer hier schludert, riskiert viel mehr als ein wegen eines Funklochs abgebrochenes Telefonat, über das sich Bundeswirtschaftsminister Altmaier kürzlich so öffentlichkeitswirksam echauffierte. Dass viele Politiker viel zu sorglos sind, wenn sie privat online sind, ist ein anderes Thema. Aber das betrifft auch nicht nur Politiker.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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