Kassenärzte: Hausbesuche in Gefahr

von Redaktion

Ohne höhere Vergütung drohten Probleme – Kassen kontern

Berlin/München – Die Kassenärzte fordern mehr Geld für Hausbesuche. „Wenn wir die Vergütung für Hausbesuche nicht deutlich anheben, werden sie perspektivisch nicht mehr stattfinden können“, sagt der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen. „Das Versorgungsproblem zeichnet sich schon am Horizont ab.“

Hausbesuche würden derzeit mit etwa 23 Euro vergütet, erläutert Gassen. „Plus Fahrpauschale reden wir von einer Größenordnung von 25 Euro.“ Mit An- und Abfahrt und Parkplatzsuche sei dafür in einer Stadt wie Berlin schnell eine Stunde vorbei. „Wenn der Klempner kommt, nimmt er schon teilweise 45 Euro für die Anfahrt. Da hat er die Tasche noch nicht mal ausgepackt.“ Dazu komme, dass ein Arzt in dieser Zeit seine Praxis zumachen müsse. „Aber die Kosten laufen weiter.“

Das sieht auch der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern so. Wolfgang Krombholz sagt unserer Zeitung, er frage sich, warum sich die Kassen „so blind zeigen“. Wenn ein Hausbesuch notwendig ist, dürften die Ärzte, die ihn durchführen, doch „nicht auch noch draufzahlen“. So sei es aber im Moment. Auch im Freistaat sei die Zahl der Hausbesuche deshalb rückläufig. Auf Bundesebene, „weitab von den Problemen“, sei manchen offenbar nicht klar, wie weit die Wege für Ärzte in Mecklenburg-Vorpommern oder Bayern sein könnten. Auch Krombholz erkennt „eine Gefahr für die Versorgung“.

Der GKV-Spitzenverband erklärt hingegen, mit den 23 Euro habe die KBV leider nur den Zuschlag für einen Hausbesuch genannt, die Vergütung der eigentlichen ärztlichen Leistung aber vergessen. Hinzu kämen noch die normale Versichertenpauschale und beispielsweise extra Geld für ein Arzt-Patienten-Gespräch, sagte Sprecher Florian Lanz. Damit bekomme ein Arzt für einen Hausbesuch am Tag 86 Euro, nach 19 Uhr wären es 112 Euro, nachts 131 Euro. Dazu komme eine Wegepauschale. Da Ärzte in der Regel pro Stunde mehrere Hausbesuche machten, läge ein fiktives Stundenhonorar noch höher.

Die 86 Euro beziehen sich nach GKV-Angaben auf den ersten Besuch eines Arztes bei einem Patienten über 75 Jahre im Quartal, bei dem es auch ein Arzt-Patienten-Gespräch gibt. 79 Prozent der normalen Hausbesuche führen demnach zu Patienten über 75 Jahre.  hor/dpa

Artikel 5 von 11