Rätsel um US-Zeitplan für Syrien

von Redaktion

Washington sendet widersprüchliche Signale zum Truppenabzug

Istanbul – Sie sind gleich in doppelter Beruhigungsmission unterwegs: Während US-Außenminister Mike Pompeo heute eine mehrtägige Nahost-Tour beginnt, ist der nationale Sicherheitsberater des Landes, John Bolton, gestern in die Türkei geflogen. Es sind heikle Reisen der beiden Vertreter von US-Präsident Donald Trump. Denn dessen Entscheidung, die US-Truppen aus dem Bürgerkriegsland Syrien zurückzuziehen, hat in der Region viele Reaktionen ausgelöst: Freude, Ängste und Sorgen. Vor allem aber: Unsicherheit.

Bislang ist unklar, wann genau die US-Soldaten Syrien verlassen werden. Während Trump weiter daran festhält, der Abzug solle „schnell“ erfolgen, scheinen andere Beteiligte in Washington auf die Bremse zu treten. Ein Vertreter des US-Außenministeriums erklärte, es gebe noch keinen Zeitplan. Bolton selbst will den Abzug so umgesetzt sehen, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) „geschlagen ist und sich nicht wieder erholen (…) kann“. Das spricht dafür, dass es sich eher um Monate als um Wochen handeln dürfte.

Der vor fast acht Jahren ausgebrochene Syrien-Konflikt hat sich in den vergangenen Monaten beruhigt. Die UN und internationale Mächte bemühen sich, endlich einen politischen Prozess in Gang zu setzen. Doch ein Ende des US-Engagements mit Bodentruppen in Syrien ließe eine neue Dynamik entstehen. Vor allem die Kurden im Norden und Osten des Landes wären der große Verlierer.

Die Kurdenmiliz YPG dient Washington in Syrien bisher als wichtigster Partner im Kampf gegen den IS. Die US-Armee unterstützt die kurdischen Truppen nicht nur mit Luftangriffen, sondern auch mit Ausbildung. Mittlerweile kontrollieren die Kurden rund ein Drittel des Landes.

Doch die YPG pflegt enge Beziehungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, weshalb der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fest entschlossen ist, eine Militäroperation gegen die Miliz zu beginnen. Bolton will von der Türkei deshalb Garantien für die Kurden verlangen. JAN KUHLMANN

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