Eine TV-Rede gestern Abend zur besten Sendezeit an die Nation. Dann morgen ein Besuch an der US-Grenze zu Mexiko. Das Kalkül von Präsident Donald Trump ist so durchsichtig, dass es ihm eigentlich peinlich sein müsste: eine Migrations-Krise herbeizureden, die es in der Realität nicht gibt. Doch Trump braucht, das glaubt er, seine dem Volk versprochene Mauer, um 2020 wiedergewählt zu werden. Dafür könnte er sogar den Notstand ausrufen und damit die Verfassung missbrauchen wie kaum ein Präsident vor ihm. Denn die US-Demokraten haben diese Scharade durchschaut und verweigern Trump das Geld für den Bau. Die Leidtragenden: Regierungsangestellte, die in der Krise nicht bezahlt werden.
Es würde wenig überraschen, vom Weißen Haus nun wieder verstärkt das Wort „Terrorismus“ zu hören, wenn die Grenzsicherung thematisiert wird. In einer Zeit, wo in den USA „fake news“ fester Bestandteil der Politik geworden sind, liegt die Hemmschwelle gering, die Statistiken zu ignorieren und die Mauerbau-Finanzierung eng mit der nationalen Sicherheit zu verknüpfen. Dabei ist die Wahrheit so einfach: Keiner der 455 Jihad-Terroristen, die seit den 9/11-Anschlägen in den USA angeklagt oder verurteilt wurden, kam über die Grenze zu Mexiko ins Land.
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