München – Kurz nach einer Landtagswahl können die Politiker mit den Umfragen etwas entspannter umgehen. Und dennoch liefert der neue „Bayerntrend“, den Infratest im Auftrag des BR-Magazins „Kontrovers“ erhebt, den Parteien wichtige Erkenntnisse. „Die Ergebnisse zeigen, wie schwer es ist, einmal verloren gegangenes Vertrauen wieder zurück zu gewinnen“, sagt „Kontrovers“-Redaktionsleiter Andreas Bachmann. Das gelte für die CSU genauso wie für die SPD. Und: „Das Risiko, das die CSU mit der neuen Fokussierung auf die Umwelt- und Klimapolitik eingeht, ist, dass es ein Kernthema der Grünen nach oben spült und die eigentliche Öko-Partei, also das Original, davon profitiert.“
Die Regierung
Es gibt gute Nachrichten: Die Bayern blicken wieder deutlich optimistischer auf die Gesamtlage als vor der Wahl. 56 Prozent sind zuversichtlich, dass sind acht Prozentpunkte mehr als im September. 35 Prozent äußern sich kritisch, im September waren es 46. Während die Wähler aller Parteien die Lage mehr oder weniger positiv sehen, dominiert bei AfD-Wählern mit 68 Prozent die Skepsis.
Zur Zufriedenheit beigetragen haben dürfte den Demoskopen zufolge die rasche und reibungslose Regierungsbildung. Trotz kleinerer Startschwierigkeiten zeigen sich 57 Prozent mit der Arbeit des Bündnisses aus CSU und Freien Wählern zufrieden.
Die Einschätzung der CSU ist dagegen etwas ambivalent. In der Sonntagsfrage sackt die Partei im Vergleich zum Wahltag weiter ab (auf 35 Prozent). Auch der scheidende Parteichef Horst Seehofer wird nach wie vor schlecht beurteilt. Seine Arbeit als Bundesinnenminister bewerten sieben von zehn Befragten (68 Prozent) kritisch. Selbst unter den CSU-Anhängern sind 54 Prozent unzufrieden.
Dafür hat Markus Söder im Ansehen der Wähler zugelegt. 55 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden, plus vier im Vergleich zu September. Vor allem weist auch die Partei insgesamt wieder verbesserte Kompetenzwerte auf. 50 Prozent trauen der CSU am ehesten die Lösung der wichtigsten landespolitischen Aufgaben zu (plus drei).
Die Opposition
Die Zeitenwende auf den Oppositionsbänken setzt sich fort: Die Grünen profitieren von ihrer neuen Rolle als stärkste Oppositionskraft, auf etlichen Kompetenzfeldern legen sie klar zu. 53 Prozent bewerten ihre Arbeit positiv, im September waren es noch 39. In der Sonntagsfrage verbessern sie sich von 17,2 Prozent bei der Wahl auf 21 im „Bayerntrend“. Kernkompetenz bleibt die Ökologie, wo die Partei mit 61 Prozent vorn liegt. „Die Greenwashing-Versuche von Markus Söder und seiner CSU sind allzu offensichtlich“, lästert Fraktionschef Ludwig Hartmann.
Die SPD kriselt dagegen weiter. Nur jeder Dritte meint, die Partei setze auf die richtigen Themen (33 Prozent). Und nur noch 29 Prozent attestieren der Landesvorsitzenden Natascha Kohnen gute Arbeit (minus 13). Allerdings unterstützen 72 Prozent der SPD-Anhänger, dass Kohnen im Amt bleibt.
Europa
Sechs von zehn Wahlberechtigten (58 Prozent) wissen nicht, wer Manfred Weber ist – dabei hat der CSU-Politiker gute Chancen, nächster EU-Kommissionschef zu werden. Selbst von der CSU-Anhängern kann die Hälfte der Befragten zu Weber kein Urteil abgeben.
Immerhin: Die Bayern beurteilen die EU positiv, bei Fragen nach Sicherheit und Wirtschaft liegt die Zustimmung über 70 Prozent. Allerdings gibt die Hälfte an, nicht zu durchschauen, wie die EU funktioniert. MIKE SCHIER