Berlin/Riesa – Bei der AfD kennen sie das schon. Ein vormals einflussreiches Mitglied verlässt die Partei und gründet eine eigene Gruppierung. Das war bei Parteigründer Bernd Lucke so, der 2015 erst die Auseinandersetzung mit den Partei-Rechten und dann das Weite suchte. Dann bei der Vorsitzenden Frauke Petry, die 2017 ging, um ihre Blaue Partei zu gründen. André Poggenburg hat im Parteivorstand zwar nie so eine herausragende Rolle gehabt. Doch immerhin hat die AfD in Sachsen-Anhalt unter seiner Führung 2016 mehr als 24 Prozent der Stimmen geholt. Nun ist er ebenfalls ausgetreten und gründet seine eigene Partei.
Was diesmal anders ist? Lucke und Petry hatten ihre Entscheidung jeweils mit einem „Rechtsruck“ der Partei begründet, den sie nicht hatten mittragen wollen. Poggenburg beklagt jetzt einen „Linksruck“. Der 43-Jährige bekam in der AfD zuletzt viel Gegenwind. Die Parteispitze schaut seit einigen Monaten genauer auf Äußerungen, die der AfD eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz eintragen könnten. Dazu gehören Begriffe wie „deutsche Volksgemeinschaft“ und Aussagen über türkeistämmige Migranten, die nach Ansicht von Poggenburg hierzulande „nichts zu suchen und zu melden“ haben.
Poggenburg hält die Angst der Parteispitze vor der Beobachtung durch den Inlandsgeheimdienst für „Hysterie“. Damit steht er nicht alleine. Im rechtsnationalen Spektrum der Partei klagen viele AfDler über einen sich verengenden Meinungskorridor. Ende Oktober veröffentlichten Parteimitglieder einen Aufruf, in dem es heißt: „Wir widersetzen uns allen Denk- und Sprechverboten innerhalb der Partei.“
Poggenburg hat nun eine neue Partei gegründet: den „Aufbruch deutscher Patrioten – Mitteldeutschland“. Kurz: AdP. Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen sagt: „Wer mitmachen und gehen will, wird sich zeigen.“ Einige im Parteivorstand wären wohl nicht unglücklich, wenn Poggenburg ein paar Mitglieder mitnimmt, die beim Verfassungsschutz als Problemfälle gelten. A. CLASMANN