Rom – Als die Militärmaschine auf dem römischen Flughafen Ciampino aufsetzt, wartet schon ein großes Empfangskomitee. An der Spitze Italiens Vizepremier, Innenminister Matteo Salvini. Zudem die höchsten Repräsentanten von Polizei und Sicherheitsbehörden, flankiert von Journalisten und Kameraleuten. Das Fernsehen überträgt live. Der Auflauf gilt nicht etwa einem Staatsbesucher, die sonst hier landen. Im Gegenteil: Der meistgesuchte Terrorist Italiens, Cesare Battisti, kehrt heim.
Die lange Flucht des Chefideologen der „Roten Brigaden“ (jener linksextremen Terrororganisation, die – ähnlich der deutschen RAF – in den 70er- und 80er-Jahren das Land mit ihren Anschlägen überzog), endet in Isolationshaft im Hochsicherheitsgefängnis von Rebibbia.
Die „bleiernen Jahre“, wie sie genannt werden, sind ein nationales Trauma. Die Morde der Roten Brigaden gipfelten 1978 in der Entführung und Ermordung von Aldo Moro, dem christdemokratischem Premierminister. Auch auf Zivilisten nahmen die Terroristen wenig Rücksicht. Bei Überfällen erschossen sie wahllos Unbeteiligte. Gefasst und zu lebenslänglicher Haft verurteilt, wurde Battisti 1981 von Gesinnungsgenossen freigepresst. Danach tauchte er zuerst in Frankreich, dann in Brasilien unter, wo er unter Schutz des linken Staatspräsidenten Lula da Silva ein Luxusleben führte. Brasiliens neuer Staatschef Bolsonaro ordnete hingegen die Überstellung nach Italien an. Nach kurzer Flucht wurde Battisti am Sonntag in Bolivien aufgespürt.
Italiens Öffentlichkeit feiert den Coup überparteilich als späte Genugtuung. Der rechstpopulistische Innenminister Salvini, der bei der Überstellung in Polizeiuniform auftrat, sparte nicht mit großen Worten und Posen. Er kündigte eine internationale Großfahndung nach den restlichen 40 im Ausland untergetauchten Rotbrigadisten an. INGO-MICHAEL FETH