Berlin – Mehr Investitionen, mehr Personal, besserer Service, weniger Staus auf der Schiene: Die Deutsche Bahn will mit einem Fünf-Punkte-Plan aus der Krise kommen. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sprach am Donnerstag nach einem erneuten Spitzentreffen mit der Bahn-Spitze von einem „guten Schritt“. Zentrale Fragen bleiben aber offen. Etwa wie viele Milliarden mehr der Bund der hoch verschuldeten Bahn für die Modernisierung zur Verfügung stellt. Vorstandschef Richard Lutz sagte, es gehe um konkrete Verbesserungen für die Kunden in den kommenden Monaten. Klar sei aber: „Es gibt ja nicht den einen Knopf, den man drücken muss, und alles wird besser.“
Wegen Staus auf dem Schienennetz, Baustellen und Mängeln bei den Fahrzeugen war 2018 im Schnitt jeder vierte Fernzug der Bahn zu spät. Der Konzern kündigte an, dass sich die Pünktlichkeit im Fernverkehr in diesem Jahr auf 76,5 Prozent erhöhen soll. Scheuer dämpfte zu hohe Erwartungen. Die Pünktlichkeit könne nicht so schnell von 75 auf 95 Prozent gesteigert werden, weil es Kapazitätsengpässe gebe. „Wer jetzt erwartet, es kommen 300 neue Maßnahmen, die einfach vom Himmel fallen, der versteht das System Bahn nicht“, sagte Scheuer.
Der Vorstand hatte bereits eine „Agenda für eine bessere Bahn“ vorgelegt. Nun konkretisierte er die Pläne – etwa für neues Personal. 2019 sollen voraussichtlich 22 000 neue Mitarbeiter in Deutschland eingestellt werden – vor allem Lokführer, Fahrdienstleiter und Instandhalter.
Außerdem sollen fünf Prozent mehr ICE-Züge – täglich mindestens 225 – einsatzbereit sein. In diesem Jahr sollen zusammen mit dem Bund 10,7 Milliarden Euro ins Netz investiert werden, das seien 1,3 Milliarden mehr als im Vorjahr. Bahnkunden sollen in den Bahnhöfen besser informiert werden, etwa über Gleiswechsel oder andere Wagenreihungen. Rund 80 Bahnhöfe sollen in den kommenden Monaten mit neuen Anzeigen, Monitoren und Tafeln ausgerüstet werden.
Der Konzern will außerdem Engpässe auf besonders stark befahrenen Strecken verringern. Dabei geht es um neuralgische Punkte im Netz oder Knotenpunkte – haben Züge dort Verspätungen, löst dies einen Dominoeffekt im gesamten Netz aus. Durch eine bessere Steuerung soll es weniger Verspätungen geben. Die Bahn hat einen solchen „Plankorridor“ bereits auf der Strecke Dortmund-Köln eingerichtet und dort nach eigenen Angaben Verbesserungen erzielt. Das Beispiel soll nun Schule machen. Scheuer nannte den Knotenpunkt Hamburg sowie die Strecken Fulda-Mannheim sowie Würzburg-Nürnberg. Bahn-Chef Lutz verwies darauf, dass die Auslastung des Schienennetzes stark zugenommen habe. „Wir kommen an unsere Grenzen“, erklärte er. „Wir brauchen mehr Kapazitäten, um die Verkehre von heute und morgen zu bewältigen.“
Lutz und Scheuer kündigten ein erneutes Treffen am 30. Januar an. Dann soll es neben Verbesserungen bei den komplexen Konzern-Strukturen vor allem um die Finanzierung der Bahn gehen. „Wir haben den politischen Willen, in die Infrastruktur massiv zu investieren“, sagte Scheuer. Die Bahn ist hoch verschuldet und braucht zusätzliche Milliarden. Nach früheren Aussagen will sie in den nächsten fünf Jahren aus eigenen Mitteln fünf Milliarden Euro zusätzlich in Züge und Schienennetz investieren.
Daneben gibt es Überlegungen, die profitable Auslandstochter DB Arriva zu verkaufen, um Geld für Züge und Gleisnetz in Deutschland zu bekommen. Dies ist aber auch in der schwarz-roten Koalition umstritten. Der Bund sitzt als Eigentümer auch mit Vertretern im Aufsichtsrat und kontrolliert somit das Management. Der SPD-Verkehrspolitiker und Fraktionsvize Sören Bartol ergänzte Scheuer in einem Punkt: Der Bahnvorstand habe angekündigt, die Pünktlichkeit in den kommenden vier Jahren um gut sechs Prozent zu verbessern. Mehr Geld vom Steuerzahler werde es nur für bessere Qualität und Service geben.