Paris – Das zehnte Wochenende in Folge haben sich in Frankreich zehntausende „Gelbwesten“ zu Protesten versammelt. Doch diesmal begleiteten nicht stundenlange Straßenschlachten die landesweiten Demonstrationen. Die Aktionen verliefen weitgehend friedlich. Laut Angaben des Innenministeriums nahmen am Samstag in ganz Frankreich 84 000 Demonstranten an den Kundgebungen teil – so viel wie an dem Wochenende davor.
Zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften kam es vor allem in Paris, Bordeaux und Toulouse. Auf Wurfgeschosse einiger Demonstranten reagierte die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern. Die meisten Demonstranten wurden mit 10 000 Teilnehmern in der südfranzösischen Stadt Toulouse gezählt. In Paris seien mit 7000 weniger Menschen auf die Straße gegangen als am vergangenen Samstag mit 8000.
In Paris versammelten sich die Demonstranten in der Nähe des Eiffelturms zu einem Protestmarsch. Auf ihren Spruchbändern war unter anderem zu lesen „Macron tritt zurück“ und „Freiheit, Gleichheit, Flashball“ (eine Anspielung auf den Einsatz umstrittener Gummigeschosse durch die Polizei).
Um den seit Mitte November anhaltenden Konflikt zu entschärfen, reagierte der französische Präsident Emmanuel Macron Mitte Dezember mit milliardenschweren Sozialmaßnahmen. Außerdem rief er eine „Bürgerdebatte“ ins Leben, bei der Bürger in ihren Gemeinden Vorschläge machen können.
Viele der „Gelbwesten“ sehen in dem Bürgerdialog einen Schwindel. Einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Umfrage zufolge glauben nur rund 35 Prozent der Franzosen, dass der Bürgerdialog zu nützlichen Maßnahmen für das Land führen könnte.