Bielefeld – Elmar Brok gibt auf: Wenige Tage vor der Entscheidung der nordrhein-westfälischen CDU über ihre Kandidaten zur Europawahl macht der dienstälteste EU-Parlamentarier (Eintritt 1980) einen Rückzieher. „Ich werde am 26. Mai nicht erneut für das EU-Parlament kandidieren“, teilte der 72-Jährige in einer schriftlichen Erklärung mit. „Ich werde einen neuen Arbeitsrhythmus finden und weiter fokussierter für Europa und die CDU kämpfen.“
Damit zog der schnauzbärtige „Mister Europa“ einen Schlussstrich unter eine bisweilen bizarr anmutende Polit-Posse, die ihren Anfang vor zwei Wochen in einer Landesvorstandssitzung der nordrhein-westfälischen CDU genommen hatte. Dort war Brok beim Festzurren der Vorschlagsliste in einer Kampfkandidatur überraschend dem weitgehend unbekannten niederrheinischen Landtagsabgeordneten Stefan Berger (49) unterlegen.
Freiwillig hatte Brok auf die Kandidatur um den sicheren Platz 4 verzichtet und war stattdessen für Platz 6 angetreten. Brok habe das als Zeichen des Generationswechsels verstanden wissen und Jüngere vorlassen wollen, verlautete anschließend aus der Sitzung. Dabei habe er sich eben verzockt.
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker (64) hatte kürzlich noch über die „Bild“ für Brok getrommelt: „Ich würde es gerne sehen, dass Brok Abgeordneter des Europäischen Parlaments bleibt. Er ist der einflussreichste deutsche Abgeordnete.“
Broks weitreichende Netzwerke – unter anderem seine Verbindungen zu Bertelsmann – hatten aber auch immer wieder für Kritik und Einträge in Lobbyisten-Register gesorgt. In seinem Abschiedsbrief verwies Brok auf sein jahrzehntelanges Engagement für Europa „7 Tage die Woche. Nun soll es gut sein“, schrieb er. B. GRÖNEWAL