Weltjugendtag zwischen Hoffen und Bangen

von Redaktion

Papst Franziskus bricht nach Panama auf – Skandale belasten die Reise – Sorge vor Rolle rückwärts bei Reformen

Vatikanstadt – Natürlich werden sie ihn wieder bejubeln, wenn er mit dem Papamobil durch die Reihen von zehntausenden Jugendlichen aus aller Welt fährt; die Bilder der Fähnchen schwingenden, unübersehbaren Menge werden wie immer Eindruck machen.

Und doch wird dieser Weltjugendtag, zu dem Papst Franziskus heute nach Panama aufbricht, anders sein als sonst. Das liegt nicht allein an der Tatsache, dass die weltweit größte Glaubenskundgebung diesmal im Winterhalbjahr stattfindet; das feucht-heiße Tropenklima würde die Veranstaltung im Sommer quasi unmöglich machen.

Es liegt am schweren Gepäck, das Franziskus auf seinen Schultern mit sich bringt: Die nicht enden wollende Skandalkette um sexuellen Missbrauch und dessen Vertuschung hat die moralische Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche weltweit ins Wanken gebracht. Besonders bei jungen Menschen dürften die Vergehen von Geistlichen bis hinauf in höchste Klerikerkreise (man denke etwa an die Affäre um den früheren Kardinal von Washington McCarrick, der in seiner Karriere wohl dutzende von Seminaristen sexuell belästigte) zu einem Vertrauensverlust geführt haben, der nur mit viel Mühe wiedergutzumachen ist. Dann gibt es die enttäuschten Erwartungen vieler, die sich vom Pontifikat des Reformers einen tiefgreifenderen und vor allem schnelleren Wandel der Kirche erhofft hatten. So wartet man etwa noch immer auf ein abschließendes Wort des Papstes zur Jugendsynode vom Oktober im Vatikan. Sexualmoral, Rolle der Frauen, Priestermangel, Verantwortung der Laien – die Liste der ungelösten Probleme ließe sich lange fortsetzen.

Der Papst ist sich all dessen, so weiß man aus seiner Umgebung, voll bewusst. Doch erstens sind diese heiklen Themen viel zu komplex, als dass sich schnelle Lösungen präsentieren ließen. Zweitens gibt es einen nicht zu unterschätzenden Flügel innerhalb der Kirche, dem schon die bisherigen Reformen viel zu weit gehen. Die Opposition in Kurie und Kardinalskollegium gegen die Linie des Pontifex ist wohl so stark wie nie zuvor.

Der altgediente deutsche Kurienkardinal Walter Kasper etwa sieht das schon Erreichte in Gefahr und warnt vor einer Rolle rückwärts. Aus Deutschland sind rund 2300 Teilnehmer für Panama angemeldet. Das Bad in der Menge, der Zuspruch und die Begeisterung der jungen Menschen dürften jedenfalls eine willkommene Rückendeckung für Franziskus sein und ihm sein Marschgepäck ein wenig erleichtern.

INGO-MICHAEL FETH

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