„Die Kirche ist verwundet“

von Redaktion

Franziskus beim Weltjugendtag: Krise nach Missbrauchsskandal

Panama-Stadt – Die Schwere des Missbrauchsskandals hat die katholische Kirche nach Ansicht von Papst Franziskus gelähmt. „Die Hoffnungsmüdigkeit kommt von der Feststellung, dass die Kirche durch ihre Sünde verwundet ist und dass sie viele Male die zahlreichen Schreie nicht zu hören vermochte“, sagte das Katholikenoberhaupt am Samstag während eines Gottesdienstes beim Weltjugendtag in Panama-Stadt.

Franziskus sprach das Thema Missbrauch in seiner Predigt nicht explizit an. Seine Aussage passt aber zu dem, was er in den vergangenen Monaten oft beklagt hatte: dass in der Vergangenheit Fälle von Missbrauch nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit behandelt worden waren. In mehreren Ländern, darunter in den USA und in Chile, steckt die Kirche wegen Vergehen von Geistlichen und Vertuschung der Taten in einer schweren Vertrauenskrise. Ende Februar gibt es zu dem Thema einen Gipfel der Bischöfe im Vatikan.

Der Papst zeichnete ein Bild von einer orientierungslosen Kirche: Priester, Ordensleute und Mitglieder von Laienbewegungen stünden vielfach unter Druck. Seit einiger Zeit habe sich eine „subtile Art von Müdigkeit eingeschlichen“, die es unmöglich erscheinen lasse, in die Zukunft zu blicken. Franziskus rief gleichzeitig zur Erneuerung auf und dazu, Wege zu finden, wie die Kirche ihren Platz in der Gesellschaft verteidigen kann.

Die Zahl der registrierten Pilger beim Weltjugendtag, der gestern zu Ende ging, war mehrmals deutlich nach unten korrigiert worden. Zuletzt war von 87 000 die Rede. Aus Deutschland waren 2300 Wallfahrer vor Ort. Am Sonntag wurde bekannt, wo der nächste Weltjugendtag stattfindet: 2022 in Lissabon.

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