Washington – Es sind zwei Sätze von Howard Schultz, die vielen US-Demokraten kalte Schauer über den Rücken jagen. „Ich denke ernsthaft darüber nach, mich als Präsident zu bewerben.“ Und: „Ich werde ein unabhängiger Zentrumskandidat außerhalb des Zwei-Parteien-Systems sein.“ Howard Schultz ist – wie Donald Trump – ein Milliardär und klassischer Geschäftsmann. Mehr als zwei Jahrzehnte leitete er als Vorstandschef „Starbucks“. Im CBS-Interview machte er aus seiner Abneigung gegenüber Washington keinen Hehl: Donald Trump sei nicht qualifiziert für seine Aufgabe. Republikaner wie Demokraten würden beständig nicht für die Bürger der USA arbeiten, sondern sich nur mit „Rachepolitik“ befassen.
Diese Aussagen kommen zu einem Zeitpunkt, wo immer mehr Demokraten ihre Kandidatur fürs Weiße Haus bekannt geben. Zuletzt war es die kalifornische Senatorin Kamala Harris, die 2020 Donald Trump eine zweite Amtszeit verwehren will. Doch ausgerechnet dies, so die Angst bei Liberalen, könnte der 65-jährige Schultz mit seiner Bewerbung als Unabhängiger verhindern – indem er bei der Endabrechnung Stimmen auf sich zieht, die der Gegenkandidat von Trump zum Sieg benötigt. Als Erster formulierte Julian Castro, unter Barack Obama Wohnungsbauminister, diese Bedenken. Wenn Schultz kandidiere, werde dies „die größte Hoffnung Trumps auf eine Wiederwahl“ sein, so Castro, der bei seiner eigenen Bewerbung auf die Stimmen der Latinos in den USA setzt.
Der frühere Chef-Kaffeeröster hegt inzwischen eine Abneigung auch gegen die Demokraten, mit denen er sich früher identifiziert hat. Aus seinen politischen Positionen – wie der Verachtung für die mächtige Waffenlobby NRA – hat er nie einen Hehl gemacht. Nach dem Massaker an der Grundschule Sandy Hook im Dezember 2012 verbannte er Waffen aus allen Starbucks-Läden. Auch forderte er seine Angestellten auf, sich aktiv für eine Überwindung der Rassenschranken in den USA einzusetzen. Gestern erschien sein Buch, in dem der liberale Manager Thesen vorstellt, um „das Versprechen Amerikas“ zu erneuern.
Wie sehr die Kandidatur eines Dritten den Ausgang einer Wahl beeinflussen kann, zeigte sich 2000, als der Demokrat Al Gore gegen George W. Bush denkbar knapp verlor. Zünglein an der Waage war Florida: In der offiziellen Endabrechnung hatte Bush damals 537 Stimmen Vorsprung, während der Grüne Ralph Nader in diesem Bundesstaat 97 421 Stimmen holte. Wäre Nader nicht angetreten, hätten nur 21 Prozent seiner Wähler für Bush gestimmt. FRIED. DIEDERICHS