Nato droht Nachrüstungsdebatte

Die Deutschen und die Atomraketen

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

NO2, CO2, Diesel, Bienentod und Auto-Raser: Fast möchte man es nicht für möglich halten, dass außer der allüberall lauernden Umweltgefahren den Bundesbürgern auf dieser Welt auch noch andere Unbill droht. Doch es gibt sie, auch wenn dieser Umstand in der immer hysterischer geführten, sehr deutschen Klimadebatte zuletzt vollständig verdrängt worden ist. Deshalb wirkt die Kündigung des INF-Vertrags zur Begrenzung von Atomraketen in Europa durch US-Präsident Donald Trump auf die klimaerhitzten Deutschen wie eine kalte Dusche, wie ein Realitäts-Schock. Und in ihrer Ratlosigkeit fällt den meisten auch nichts anderes ein, als wieder einmal wütend zu sein auf den Polterer im Weißen Haus.

Doch es ist nicht Donald Trump, der schuld daran ist, dass der Kreml absprachewidrig in großer Zahl neue atomare Marschflugkörper aufstellt, die in wenigen Minuten europäische Metropolen erreichen können. Er ist nur einmal mehr der (vermeintliche) Narr, der sich die Freiheit nimmt, die Dinge beim Namen zu nennen – so wie im Nato-Streit um die Verteilung der Verteidigungslasten oder in der Auseinandersetzung mit China um dessen brutale Handelspraktiken. Und das, wie es seine Art ist, sehr unverblümt. Trump zu beschimpfen, wird aber nicht reichen, um das Problem zu lösen, dass Putin Europa immer stärker herausfordert, indem er sein nukleares Erpressungspotenzial ausbaut.

Wenn Russland und die Nato sich nicht einigen, steht Deutschland vor einer neuen Nachrüstungsdebatte, auf die es in keiner Weise vorbereitet ist und die es emotional auch kaum wird bestehen können. Schließlich sind wir total ausgelastet mit Fragen, wie wir gendergerechte Klohäusel fürs dritte Geschlecht bauen und wo wir unsere Abgasmessstationen aufstellen, damit wir am effektivsten unsere Automobilindustrie liquidieren können. Und dabei wollen wir bitte nicht gestört werden.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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