„Besonderer Platz in der Hölle“

von Redaktion

Tusk attackiert Brexiteers und erntet Empörung aus London

Brüssel – Mitten in der schwierigen Suche nach einer Brexit-Lösung hat EU-Ratschef Donald Tusk mit einer scharfen Attacke Empörung in London ausgelöst. „Ich denke manchmal darüber nach, wie der besondere Platz in der Hölle für jene aussieht, die den Brexit vorangetrieben haben, ohne auch nur die Skizze eines Plans zu haben, ihn sicher über die Bühne zu bringen“, sagte Tusk. Die britische Ministerin Andrea Leadsom forderte umgehend eine Entschuldigung für diesen „schändlichen“ Kommentar.

Inhaltlich ist der Streit weiter völlig verfahren – und das nur rund 50 Tage vor dem Termin des britischen EU-Austritts am 29. März. Die britische Premierministerin Theresa May will heute bei Gesprächen mit Tusk und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in Brüssel versuchen, doch noch eine geregelte und gütliche Trennung zuwege zu bringen. Da das britische Parlament das Austrittsabkommen abgelehnt hat, verlangt May Nachbesserungen, was die EU ablehnt. Spekulationen über eine Verschiebung des Austrittsdatums weist die Regierung konsequent zurück, auch gestern wieder.

Die EU-Seite und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel geben sich immer noch zuversichtlich, dass ein Bruch ohne Abkommen vermieden werden kann und damit auch dramatische Folgen für die Wirtschaft. „Es ist noch Zeit, zu einer Einigung zu kommen“, bekräftigte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. „Aber natürlich müssen wir, damit es zu dieser Einigung kommt, von Großbritannien erfahren, wie es sich den weiteren Weg vorstellt.“

Das forderte auch Ratschef Tusk bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem irischen Ministerpräsidenten Leo Varadkar. „Ich hoffe, dass wir morgen von Premierministerin May eine realistische Vorstellung bekommen, wie die Blockade beendet werden kann“, sagte Tusk. Er glaube noch an die Chance für eine gemeinsame Lösung.

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