Der Sozi mit der Schwertgosch

von Redaktion

Wie Porsche-Betriebsratschef Hück auf Platz 1 der SPD-Liste in Pforzheim gelandet ist

Günzburg – Der Moderator sagt: „Herr Hück, Sie haben 60 Sekunden Zeit. Überzeugen Sie Ihre Wähler!“ Uwe Hück, 56, der berühmte Glatzkopf von Porsche, springt auf, breitet die Arme aus wie ein Prediger. „Darf ich Genossinnen und Genossen sagen“, fragt er in den Saal, in dem 500 Leute sitzen, die eine Günzburger Genossenschaftsbank zum Unternehmerdialog eingeladen hat. „Meine sehr geehrten Damen und Herren, das wäre CDU.“ Für die steht er definitiv nicht: Hück, der Mann, der in die Politik drängt und der sich vor Jahren schon spaßeshalber einen Kanzler-Slogan ausgedacht hat: „Merkel braucht Glück, Deutschland braucht Hück.“

Politik hat Uwe Hück sein Erwachsenenleben lang bei Porsche gemacht. Vergangene Woche hat der ewige Betriebsrats-Chef mit der „Schwertgosch“, wie er sein gut eingearbeitetes Mundwerk nennt, seinen Rücktritt erklärt (auch den als VW-Aufsichtsratsmitglied). Er glaubt, dass er an anderer Stelle anpacken sollte – in der richtigen Politik. Ganz nah an den Menschen. Vor allem denen, die unten stehen. Wie er früher selbst. 14 Jahre lebte er „unverschuldet im Waisenhaus“, niemand kam ihn an Weihnachten abholen. Sein Talent als Thaiboxer (er wurde zweimal Europameister) ermöglichte ihm den sozialen Aufstieg, bei Porsche stieg er als Lackierer ein.

Uwe Hück wird im Brennpunkt Pforzheim bei den Kommunalwahlen kandidieren. Zunächst drohte er mit einer eigenen Liste, was brisant ist, weil er der SPD angehört und mit Sigmar Gabriel befreundet ist. „Ich will eben gewinnen.“ Die SPD werde es nicht wagen, ihn rauszuwerfen. Dann kam es aber doch noch zu einer Einigung – schließlich ist die baden-württembergische SPD, in Umfragen derzeit bei neun Prozent notiert, auf Typensuche. Die Pforzheimer Genossen nominierten ihn am Wochenende auf Platz 1.

Hücks große Themen sind gar nicht mal die, die mit dem Automobilbau zusammenhängen. Er kann nicht raus aus seiner Porsche-Haut, ist gegen Tempolimits und Fahrverbote („Der Diesel ist unschuldig“) und dafür, den Verbrenner weiter zu fördern, weil man die Gewinne brauche für den Übergang in alternative Technologien. Sein wichtigeres Anliegen ist: Bildung. Für ihn der Schlüssel zu allem. In den vergangenen vier Jahren hat er 1,3 Millionen Euro für seine Lernstiftung erwirtschaftet. Darum war er vergangene Woche auch in Günzburg: Geld reinquatschen. Er nahm einen 5000-Euro-Scheck mit.

Er ist sein Honorar wert bei diesen Rampensau-Auftritten, steckt („Schwabe halt“) die Milchdösle vom Kaffee ein und presst Politik in einfache Formeln wie: „Die Linkspartei ist so links, dass sie rechts wieder reinkommt.“

Uwe Hück kann sich vorstellen, „mit den Bürgern auf den Wasen zu fahren und einen zu saufen und zu quatschen. So wie es Franz Josef Strauß auch gemacht hat – auch wenn der sonst nicht meine Richtung ist.“

Er lässt dann noch ein paar Tiraden ab gegen Elon Musk und Tesla („Auf Schulden gebaut – dabei ist der Mann Milliardär“), er aber will der Robin Hood der Politik sein, „der zu den Unternehmern geht und wenn ich sie verlasse, sind sie erleichtert.“ Es rutscht ihm schließlich der Satz raus: „Das ist es, wofür Sie mich gewählt haben.“

Nanu, ist er’s schon? „Ich bin“, sagt er, „eben meiner Zeit voraus.“ GÜNTER KLEIN

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