MARTIN PREM
Das Riesen-Flugzeug war für Europa Ehrensache: Mit dem A380, dem größten Passagierflugzeug der Welt, wollte Airbus das letzte Monopol des US-Rivalen Boeing brechen: Dessen Jumbo-Jet B747 beherrschte die Verbindungen zwischen den globalen Luftdrehkreuzen wie Atlanta, Frankfurt oder Singapur – mit phantastischen Gewinnen. Da wollte Airbus auch hin. Nach über 20 Jahren sind die Träume zerplatzt. Der A380 wird eingestellt.
Vielleicht hätte man die Gelassenheit ernster nehmen sollen, mit der die Amerikaner Mitte der 1990er-Jahre das Treiben bei Airbus verfolgten. Flugmarathons mit mehrfachem Umsteigen und nervenden Wartezeiten seien von gestern, sagten Boeing-Strategen. Die Zukunft gehöre der schnellsten Verbindung zwischen zwei Punkten. Und sie zeigten bald Entwürfe eines dafür maßgeschneiderten Flugzeugs: des Dreamliners Boeing 787.
Derweil bissen sich die Europäer an ihrem Ehrgeiz die Zähne aus. Materialbedarf und Komplexität des A380 eilten dem Größenwachstum voraus. Und selbst beim wichtigen Treibstoffverbrauch pro Passagierkilometer machten neue, hocheffiziente Triebwerke für kleine Flugzeuge den Planern einen Strich durch die Rechnung.
Schon der Startschuss für den Euro-Dreamliner Airbus A350 war eine Kapitulationserklärung. Die Boeing-Idee der direkten Reise von A nach B ist aufgegangen. Die Zeit der fliegenden Dinosaurier neigt sich dem Ende zu – und wohl auch die der riesigen Luftdrehkreuze. Auch sie sollten ihre Strategie überdenken. Nicht nur Vielflieger empfinden die ausufernden Einkaufs-Zeilen am immer längeren Fußweg zum Flieger als störend. Sie wollen nicht den Flughafen erleben, sondern das Ankommen.
Martin.Prem@ovb.net