Bilanz der Siko 2019

Konferenz am Limit

von Redaktion

MIKE SCHIER

Es hat sich zum Ritual entwickelt: Jahr für Jahr verkündet Gastgeber Wolfgang Ischinger einen Rekord an Staatschefs und Ministern, die zur Sicherheitskonferenz nach München strömen. Die US-Delegation hatte diesmal eine Größe, dass sich Donald Trump freuen müsste, weil weite Teile des von ihm verhassten Establishments weit weg von Washington weilen. Jedes Jahr gibt es mehr Side Events, Dinner oder Preisverleihungen. Selfies mit Ivanka Trump beim Frauenfrühstück oder mit Ursula von der Leyen beim Abendtalk. Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten.

Das alles muss man per se nicht schlecht finden. Auch nicht als normaler bayerischer Bürger, denn es schadet dem Standort keineswegs, wenn München in der Welt auch jenseits von Fußball oder Wiesn wahrgenommen wird. Die Siko ist heute fast wichtiger als Davos. Und trotzdem muss sich Ischinger fragen, wie lange das ewige Wachstum Sinn macht. Nicht nur, weil im Bayerischen Hof inzwischen eher Durcheinander denn geschäftiges Treiben herrscht. Sondern weil Botschaften der Konferenz im Dauergemurmel der Events verloren gehen.

Die Stärken der Konferenz waren stets a) die vielen Gespräche im Hintergrund und b) die beeindruckenden Konstellationen auf dem Podium. 2003 Joschka Fischer gegen Donald Rumsfeld („I am not convinced“) oder 2011, als der Ukrainer Wladimir Klitschko dem russischen Außenminister Sergei Lawrow Bilder aus dem Krieg präsentierte. Letzteres gibt es noch, die Merkel-Rede beispielsweise. Aber Politiker klagen, dass es hinter den Kulissen immer schwieriger wird, spontane Gespräche zu führen. Vielleicht wäre etwas weniger mehr.

Mike.Schier@ovb.net

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