GEORG ANASTASIADIS
Wer die Sprache bestimmt, beherrscht das Denken. Das weiß man nicht nur in der SPD, die ihre sündteuren Ausgabenpläne neuerdings in die blumigsten Namen kleidet wie „Gute-Kita-Gesetz“, „Respekt-Rente“ und „Bürger-Geld“. Gegen die Macher der ARD sind die Genossen trotzdem Amateure. Deren jetzt bekannt gewordene 89(!)-seitige Handreichung für die „Mitarbeitenden“ bedient sich derberer sprachlicher Manöver: Als Synonym für die private Konkurrenz empfiehlt der Leitfaden die Verwendung von Kampfbegriffen wie „Kommerzfernsehen“ und „Profitwirtschaft“, während in Diskussionen über den von den Haushalten erhobenen Zwangsbeitrag doch lieber vom „Rundfunkkapital der Bürger“ gesprochen werden solle.
Dieses „Bürger-Kapital“ ist von der ARD kräftig angezapft worden: 120 000 Euro investierte der Sender in seine „Gebrauchsanweisung“, wie man auf Nachfrage kleinlaut einräumen musste. Dennoch findet ARD-Intendant Ulrich Wilhelm, der das Problem von seinem Vorgänger geerbt hat, die Debatte „völlig übertrieben“. Ist sie das wirklich? Viele Bürger sähen ihr „Rundfunkkapital“ gewiss gern sinnvoller eingesetzt als in kostspieligen Kampagnen zur Lenkung der öffentlichen Meinung. Darin, schimpfen Kritiker seit Längerem, hätten die öffentlich-rechtlichen Sender ja eine gewisse Erfahrung.
Keine Frage: Deutschland braucht einen gebührenfinanzierten Qualitäts-Rundfunk, der Recherche und Inhalte über die Quote stellt. „Fernsehen ohne Profit-Zensur“ nennt sich das im ARD-Leitfaden. Aber im immer hitziger werdenden Streit um die von den Öffentlich-Rechtlichen verlangte Gebührenerhöhung braucht es gute Argumente. Und keine krummen Sprach-Tricks.
Georg.Anastasiadis@ovb.net