GEORG ANASTASIADIS
Gehört „der“ Islam zu Deutschland, wie Ex-Bundespräsident Wulff und die Kanzlerin sagen? Oder gilt das von Bundesinnenminister Seehofer behauptete Gegenteil? Wolfgang Schäuble hat jetzt offenbar Veranlassung gesehen, den mühsam beruhigten Streit in der Union neu zu beleben: „Muslime und mit ihnen der Islam sind ein Teil Deutschlands“, formuliert der Bundestagspräsident. Nur welchen Islam er meint, darüber schweigt auch er sich aus.
Der antisemitische Islam, der in Frankreich in zunehmendem Maße die jüdische Gemeinde terrorisiert und zum Exodus nach Israel zwingt, kann es ja wohl nicht sein. Die islamistische Ideologie, klagte diese Woche Präsident Macron, habe zu einer „beispiellosen Wiederkehr“ des Judenhasses geführt. Der Präsident ist alarmiert, dass dieses Denken in der muslimischen „Breitenkultur“ angekommen sei und inzwischen ganze Stadtviertel „verderbe“. Es sei daher „Zeit für einschneidende Maßnahmen“. Damit ist das Problem umrissen: Der Islam verlangt in seinen vorherrschenden Auslegungen die Überordnung der Religion über den Staat und seine Normen, er lehnt die Werte der Aufklärung ab und ebenso das abendländische Verständnis von der Gleichberechtigung der Frau. Er folgt, nicht nur in der islamistischen Übersteigerung, einem Wertebild, das so recht kein normativer Teil Deutschlands ist (oder sein sollte). Oder gehört jetzt auch der Antisemitismus als Breitenphänomen wieder zu uns? Sollte Schäuble glauben, dass Integration hierzulande besser gelingt als beim Nachbarn Frankreich, so täuscht er sich vermutlich.
Natürlich gehören „die Muslime“ zu Deutschland. Wer das Gegenteil behauptet, leugnet die Realität. Doch bei allem notwendigen guten Willen, die Zuwanderer zu umarmen: Die Probleme darf nicht großzügig beschweigen, wer „den“ Islam bereitwillig zum Teil Deutschlands machen will.
Georg.Anastasiadis@ovb.net