Cagliari – Es sind nur Regionalwahlen, und gerade Sardinien ist eine Welt für sich. Dazu der seit Wochen anhaltende „Milchkrieg“ der Bauern gegen Ramschpreise für ihre Produkte. Es gäbe genügend Gründe, die Wahlergebnisse als Ausnahmefall abzutun. Doch die Zahlen sind zu eindrucksvoll: Cristian Solinas, Kandidat der schon tot geglaubten Forza Italia, triumphiert mit fast 50 Prozent. Die von Machtkämpfen heimgesuchten Sozialisten behaupten sich überraschend bei 33 Punkten. Die Fünf-Sterne-Bewegung hingegen stürzt auf zehn Prozent und findet sich in einer Reihe mit diversen Regionallisten wieder. Ein Debakel.
Bei den Parlamentswahlen vor einem Jahr hatten die Fünf Sterne auf Sardinien noch mehr als 46 Prozent eingesackt. Die Insel wird künftig von Mitte-Rechts regiert. Es ist der vorläufige Tiefpunkt einer Serie von Wahlschlappen, den die erfolgsverwöhnten Populisten landauf, landab hinnehmen mussten, seit sie in Rom vor einem Dreivierteljahr die Regierung übernommen haben. Vor drei Wochen etwa landeten sie in der Region Abruzzen abgeschlagen auf dem dritten Platz; auch dort siegte ein Rechtsbündnis. Die Demoskopen sind sich einig: Es ist ein Trend im Gange, der sich gegen die 5 Sterne richtet. Den Populisten laufen die Wähler davon. Angesichts der nahenden Europawahl, bei der die Antieuropäer erneut stärkste Kraft in ganz Italien werden wollen, bricht im Lager der Grillini Panik aus. Die Führungsqualitäten von Vizepremier Luigi Di Maio werden offen infrage gestellt. Ausgerechnet der Gründer der Bewegung, Politkomiker Beppe Grillo spottet: „Vielleicht sind wir einfach nicht auf der Höhe, vielleicht sind wir wirklich Anfänger.“ Besonders der diplomatische Crash mit Frankreich – verursacht von Di Maio mit seinem Solidaritätsbesuch bei den Gelbwesten – hatte für breites Entsetzen gesorgt.
Und Koalitionspartner Matteo Salvini von der Lega? Er kann gelassen zuschauen, wie sich der Sinkflug der 5 Sterne fortsetzt. Seine große Stunde wird wohl nach der Europawahl Ende Mai kommen. INGO-MICHAEL FETH