84 Prozent der Bayern finden das Artenschutz-Volksbegehren gut. Für unsere zuletzt so polarisierte Gesellschaft ist das eine spektakuläre Mehrheit quer durch alle Parteien. Dennoch: Vorsicht! Der Eindruck täuscht, hier seien sich fast alle einig. Nur ein Teil der Unterstützer hat sich mit allen Maßnahmen vertraut gemacht, die weit über den Wohlfühl-Bienen-Slogan hinausgehen. Viel Sympathie speist sich eher aus dem gerechtfertigten, aber abstrakten Wunsch, in der Politik des reichen Bayern stärker auf Ökologie zu achten. Dem gegenüber steht eine kleine, sehr erboste Gruppe vor allem der Landwirte, die fürchten, dass die Zielkonflikte Agrar/Ökologie auf ihrem Rücken ausgetragen werden.
Die Breite der 84 Prozent verrät also nichts über die Tiefe des Konflikts. Die Söder-Regierung steht vor einer Herkulesaufgabe. Den Anspruch des Volksbegehrens muss sie glaubwürdig in konkrete Schritte umsetzen, ohne Bayerns kleinteiliger Landwirtschaft zu schaden. Das könnte schon klappen in einem Sammel-Paket mit Klimaschutz und Flächenfraß. Was die Aufgabe aber noch schwerer macht: Wahrscheinlich fällt die Umsetzung in eine Phase klammerer Kassen und einer Stagnation, wo Ökologie plötzlich gar nicht mehr ganz oben auf der Agenda steht.
Christian.Deutschlaender@ovb.net