Otto Warmbier, ein US-Student, war 2016 in Nordkorea wegen des angeblichen Diebstahls eines Posters inhaftiert und 2017 mit einer Gehirnverletzung sterbend ausgeflogen worden. Zuvor hatten US-Politiker mehrfach interveniert. Und nun glaubt Donald Trump, dass Kim Jong Un vom – im nordkoreanischen Fernsehen übertragenen – Verfahren und der Haft Warmbiers nichts gewusst habe. Genauso, wie Trump kürzlich den Beteuerungen des saudischen Thronfolgers Prinz Salman Glauben schenkte, trotz erdrückender Beweislast nichts mit dem Mord am Regimekritiker Jamal Khashoggi zu tun zu haben. Und genauso, wie der US-Präsident nicht den eigenen Geheimdiensten, sondern Wladimir Putin glaubte, als dieser einst beteuerte: Russland hat keine Wahleinmischung betrieben.
Was steckt hinter diesem fatalen Kuschelkurs gegenüber starken und gerne undemokratisch agierenden Männern? Das Verlangen, selbst unkontrolliert von Volksvertretern und Medien agieren zu können? Eine heimliche Bewunderung und der Wunsch, Bestätigung von ihnen zu erfahren? Man könnte gar glauben, Donald Trump habe ein schwächeres Selbstbewusstsein als allgemein angenommen – auch das wäre eine denkbar schlechte Voraussetzung für einen Präsidenten der USA.
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