Streit um Botschafter

Eklat und Retourkutsche

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Der deutsche Botschafter in Venezuela muss gehen, weil er sich, so die Begründung, in Caracas’ innere Angelegenheiten eingemischt habe. Man kann das einen diplomatischen Eklat nennen – Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro wird das nur recht sein. Denn wer so einen Eklat provozieren kann, ist mächtig. Und darum geht es ihm: Stärke zu demonstrieren, bevor sie schwindet.

Die Machtfrage ist weit offener, als es Maduro zugibt. Die folgenlose Rückkehr seines Gegenspielers Juan Guaidó nach Venezuela war eine schwere Blamage. Dafür wird nun der deutsche Daniel Kriener abgestraft, der Guaidó – wie viele andere Diplomaten – am Flughafen empfing, um dessen Festnahme zu verhindern. Die Erklärung dafür, dass es ausgerechnet Kriener traf, ist wohl banal: Er bot die größte Angriffsfläche. Venezuelas Außenminister zitierte jedenfalls – kein Spaß – genüsslich den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags, der die Parteinahme Berlins für Guaidó „völkerrechtlich fragwürdig“ nannte und vom Grundsatz der „Nichteinmischung“ sprach.

Krieners Ausweisung ist eine Retourkutsche, die der ganzen EU die Grenzen aufzeigen soll. Das Gezerre um den deutschen Botschafter bleibt spannend. Guaidó erkennt ihn an, Maduro nicht. Die Machtfrage entscheidet sich auch daran, wer in solchen Fragen das letzte Wort hat.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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