Zinswende bleibt vorerst aus

So wird niemand zum Sparen animiert

von Redaktion

ROLF OBERTREIS

Die Entscheidung ist keine Überraschung: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Zinsen heuer nicht mehr erhöhen. Und sich vermutlich auch im nächsten Jahr damit Zeit lassen. Vor dem Hintergrund der schwächeren Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone mag das verständlich sein. Andererseits: Der Leitzins liegt schon seit drei Jahren bei null.

Das soll die Kreditvergabe und die Konjunktur ankurbeln. Dafür müssen sich Sparer weiter mit Mini-Zinsen zufriedengeben und verlieren dadurch Geld. Potenzielle Immobilienkäufer dürfen sich auf den ersten Blick freuen. Doch die niedrigen Zinsen werden die ohnehin schon hohen Häuserpreise weiter treiben. Die Gefahr von Preis-Blasen in Ballungsgebieten wächst.

Dass zudem Banken ab September für zwei Jahre noch neue Kredite in Milliardenhöhe bekommen, ist überflüssig und bedenklich. Volkswirten zufolge wurden und werden solche Kredite vor allem von Instituten in südeuropäischen Ländern beansprucht. Das Geld wird nicht an Unternehmen und Verbraucher weitergereicht, sondern zum Kauf von Staatsanleihen des eigenen Landes genutzt. Eine verkappte, und von der EZB eigentlich verbotene Staatsfinanzierung. So jedenfalls werden Regierungen – etwa die in Italien – kaum zum Sparen animiert.

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