GEORG ANASTASIADIS
Im weiß-blauen Himmel wird eine rauschende Hochzeit gefeiert: Mit dem FC Bayern und dem Autobauer BMW vermählen sich die beiden bayerischen Weltmarken. Es sind zwei Partner, die füreinander geschaffen schienen und 40 Jahre lang doch nicht zueinander fanden – zum großen Leidwesen der bayerischen Staatskanzlei, wo man schon lange von der Märchenhochzeit träumte. Dass es nicht klappte, lag an den BMW-Chefs von Kuehnheim, Panke, Milberg und Pischetsrieder, für die der „Industriearbeitersport“ Fußball nicht zur Nobelmarke BMW passte.
Das hat sich geändert. König Fußball regiert heute in allen Volksschichten. Die Chance zum Anbandeln mit dem FC Bayern – und zum Ausbooten von Audi – bot sich für BMW nach dem Sturz von VW-Chef Winterkorn, einem engen Freund von FCB-Präsident Uli Hoeneß. Mit Winterkorns Abgang im Dieselskandal lockerte sich das enge Band zwischen dem FCB und dem Langzeitsponsor Audi. Wenn man so will, ist die nun – wohl nicht zufällig vom Polit-Strippenzieher Edmund Stoiber – bekannt gegebene strategische Partnerschaft ein Stück bayerische Industriepolitik: Gemeinsam wollen der Fußball-Weltverein und der Autobauer ihr Geschäft weiter globalisieren und als Glitzerpaar die Schlüsselmärkte China und USA erobern. Beide genießen dort schon jetzt Kultstatus und hoffen vom Glanz des neuen Partners zu profitieren, nach der Devise: in Bayern dahoam, in der Welt zuhause.
BMW-Chef Krüger ist das stolze 800 Millionen Euro wert. Viel Geld, das der Konzern erst hereinwirtschaften muss. Immerhin dem Rivalen Audi zeigt man mit dem Coup aber schon mal die Rücklichter (mit Daimler hat sich BMW ja in einer Allianz verbündet). Den Frust in Wolfsburg und Ingolstadt über die frühe Bekanntgabe des Partnerwechsels hat man beim FC Bayern einkalkuliert. Gut möglich also, dass in München deutlich früher die Hochzeitsglocken läuten als zum verkündeten Termin 2025.
Georg.Anastasiadis@ovb.net