Kirche und Missbrauch

Bischöfe müssen Farbe bekennen

von Redaktion

CLAUDIA MÖLLERS

Kaum ein Tag vergeht ohne eine Hiobsbotschaft in der katholischen Kirche: Kardinäle werden in Australien und Frankreich verurteilt. Weil sie sich entweder an Kindern vergangen oder weil sie sexuellen Missbrauch von Priestern vertuscht haben sollen. Neben den schrecklichen Verbrechen an Kindern, die der Kirche anvertraut worden waren, rücken nun auch Vergewaltigungen und Missbrauch von Ordensfrauen in den Fokus.

Kardinal Reinhard Marx hatte bereits im Jahr 2010, als der Missbrauchsskandal auch die deutsche katholische Kirche mit voller Wucht erfasste, erkannt, dass dieses Thema die Kirche in eine tiefe Krise stürzen kann. Er weiß, dass die Institution nur an Glaubwürdigkeit zurückgewinnen kann, wenn sie sich grundlegenden Reformen öffnet. Papst Franziskus hat diese Aufgabe nach dem Missbrauchs-Gipfel im Vatikan quasi an die Bischofskonferenzen delegiert. Sie sollen Vorschläge erarbeiten, wie Missbrauch und Machtmissbrauch nachhaltig verhindert werden können.

Deutschlands Bischöfe müssen auf ihrer heute beginnenden Frühjahrstagung Farbe bekennen: Sind sie bereit, ihre Verantwortung gegenüber den Opfern, den Kindern in der Zukunft und gegenüber der eigenen Kirche zu übernehmen? Nur wenn sie den Klerikalismus und den Machtmissbrauch überwinden, Laien und insbesondere die Frauen stärker einbinden, ihr Herrschaftsgehabe ablegen und bei Missbrauchsverdacht sofort staatliche Behörden einschalten, gibt es einen Weg aus der Krise. Kardinal Marx hat sich für eine Erneuerung stark gemacht. Jetzt wird sich zeigen, ob er die Zauderer überzeugen kann.

Claudia.Moellers@ovb.net

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