AKK-Antwort auf Macron

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von Redaktion

MIKE SCHIER

Immerhin, diesmal hat Emmanuel Macron eine Antwort bekommen. Nach seiner Sorbonne-Rede 2017 ließ Deutschland den Präsidenten am ausgestreckten Arm verhungern – ein schwerer Fehler. Diesmal dauerte es nur eine Woche, ehe die Reaktion kam. Richtigerweise von jener Frau, die mittelfristig die Geschicke des Landes bestimmen dürfte (was übrigens viel über die offenbar sehr gut funktionierende Arbeitsteilung zwischen Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer verrät).

Für große Begeisterung dürfte der AKK-Beitrag im Élysée-Palast zwar nicht sorgen, schließlich werden zentrale Anliegen des Präsidenten nicht aufgegriffen. Doch die CDU-Chefin liegt aus deutscher Sicht richtig: In einer EU, die von Rumänien bis Irland reicht, ist der Weg zu einem gemeinsamen Mindestlohn oder vergleichbaren Sozialstandards sehr, sehr weit. Damit zu beginnen, wäre verfehlt. Was die EU aktuell leisten kann, ist gemeinsame Sicherheit und und eine gemeinsame Außenpolitik. Auch die Streichung von Straßburg als zweitem Sitz des EU-Parlaments ist richtig – selbst wenn es Paris nicht gefällt.

Bis zu einer Einigung wird es noch viele Debatten geben. Aber der Anfang, und das ist Macrons Verdienst, wäre gemacht. Die EU darf im Angesicht der populistischen Bedrohung nicht ausschließlich im Verteidigungsmodus agieren. Sie muss sich selbstbewusst weiterentwickeln.

Mike.Schier@ovb.net

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