München – Sticheln gegen die Rentenpolitik war schon immer ein Erfolgsrezept in der Jungen Union, dem Parteinachwuchs von CDU/CSU. Vor einer Kampfabstimmung am Samstag laufen sich die Bewerber warm. Vor allem der Thüringer Kandidat Stefan Gruhner wird laut. Der 34-Jährige fordert eine Kehrtwende in der Rente und stellt die Große Koalition infrage.
Gruhner fordert einen Sonderparteitag der CDU, um über die Zukunft der GroKo abzustimmen. „Wir müssen zur Halbzeit im Herbst kritisch Bilanz ziehen: Werden die Interessen der jungen Generation in diesem Bündnis ausreichend berücksichtigt? Wenn nicht, können wir diese GroKo nicht fortsetzen“, verlangt er. Mit Blick auf Rente mit 63 und Grundrente klagt er in einem Beitrag für den „Focus“: Da die Belastungen für die Jüngeren steigen, müsse „Schluss sein mit einer Politik der Rentengeschenke, die nur noch die über 60-jährigen Wähler im Blick hat“.
Gruhner tritt auf dem Sonder-JU-Deutschlandtag am 16. März in Berlin gegen den niedersächsischen JU-Chef Tilman Kuban (31) an. Die vorgezogene Wahl ist nötig, weil der Bundesvorsitzende Paul Ziemiak zum CDU-Generalsekretär gewählt worden war. Gruhner gilt vielen als Favorit, könnte altersbedingt aber nur einmal die zweijährige Amtszeit antreten. Dem Vernehmen nach hat er die Rückendeckung der Landesverbände aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Schleswig-Holstein.
Bayerns JU-Spitze stellte sich indes einstimmig hinter den Europapolitiker Kuban, den neben seinem Heimatverband Niedersachsen auch die JU in Mecklenburg-Vorpommern stützt. Kuban spreche auch Unpopuläres deutlich an und könne „in der aktuell aufgeheizten politischen Situation aufgrund seines Alters auch langfristig das Sprachrohr der jungen Konservativen sein“, sagte Bayerns Landeschef Hans Reichhart unserer Zeitung.
Beim Deutschlandtag treten auch die Parteichefs Annegret Kramp-Karrenbauer und Markus Söder auf. Die JU vertritt rund 105 000 Mitglieder. Bayerns JU steht auch vor einem Wechsel: Reichhart (36) wird im September voraussichtlich an den Oberpfälzer Christian Doleschal (30) übergeben. cd/dpa