Brexit-Chaos

Maximal orientierungslos

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Das britische Unterhaus hat Theresa Mays Brexit-Deal den Todesstoß versetzt – schon wieder. Und nun? Bleiben kaum noch Möglichkeiten. Einen Austritt ohne Abkommen: hat das Parlament schon mal abgelehnt. Ein Rückzug des Austrittsantrags: scheint politisch ausgeschlossen. Ein neues Referendum: würde mindestens Mays Tories sprengen. Aus Mangel an Alternativen bleibt scheinbar nur, das zähe Dilettanten-Theater zu verlängern, den Austritt also zu verschieben. Aber abgesehen davon, dass die Briten dafür gute Gründe vorlegen müssen, stellt sich die Frage: Was wäre damit gewonnen?

Die Abgeordneten haben mit ihrem Votum nur eines geschafft: sich selbst das Korsett noch enger zu schnallen. Ob sie die Konsequenzen begreifen, ist höchst fraglich. Es scheint eher so, als schauten sie auf diesen Brexit wie Forscher auf ein explosives Experiment. Kracht es – kracht es nicht? Das ist so ziemlich das Gegenteil von Handlungsfähigkeit und macht wenig Hoffnung darauf, dass alle Seiten einen möglichen Aufschub nutzen, um ihre Gedanken zu ordnen. Westminster ist maximal orientierungslos, die EU längst am Ende ihrer Geduld.

Aus der Klemme führen nur radikale Wege: Neuwahlen – oder doch ein zweites Referendum. Ob eines von beiden die Lösung bringt, ist nicht gesagt. Aber zumindest käme Bewegung in die Sache, die Menschen hätten wieder das Wort. Was sonst sollte die Lähmung in London beenden?

Marcus.Maeckler@ovb.net

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