Technik der Boeing 737 Max

Nachgerüstete Fehlerquellen

von Redaktion

MARTIN PREM

Man muss nicht viel tun, um ein gut konstruiertes Flugzeug in der Luft zu halten. Wenn es richtig ausgetrimmt ist, fliegt es ohne viel Zutun. Man muss es eher mit Nachdruck dazu bringen, dass es auf den Boden zurückkehrt – sprich: landet. Die Boeing 737 ist ohne Zweifel ein gutes Flugzeug. Mit einer Schwäche: Der Platz zwischen Flügel und Boden reicht nicht aus, um moderne hocheffiziente Triebwerke unterzubringen.

Dagegen haben die Ingenieure etwas getan, was sie besser gelassen hätten: Sie haben die Triebwerke ein Stück nach vorn und nach oben verlegt. Das geht nicht, ohne die Flugeigenschaften zu verändern. Die 737 in ihrer neuesten Version neigt dazu, im Steigflug die Nase immer weiter nach oben zu nehmen. Im Extremfall so weit, dass der Auftrieb zusammenbricht. Sie fliegt nicht mehr, sie fällt. Die zweite schlechte Idee war, die veränderte Aerodynamik des Flugzeugs durch einen automatisierten Eingriff in die Steuerung zu kompensieren.

Das ist zwar möglich, macht aber die Technik des Flugzeuges komplizierter – und schwerer beherrschbar. Und jedes Mehr an Komplexität bringt auch ein Mehr an möglichen Fehlerquellen mit sich. Gute Konstruktionen in der Welt der analogen Technik sind in aller Regel verblüffend einfach. Der Glaube, dass man technische Schwächen durch viel Elektronik heilen kann, gehört zu den fatalen Grundirrtümern unseres digitalen Zeitalters.

Martin.Prem@ovb.net

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