Für volle 17 Minuten war der Live-Stream des Massenmörders von Christchurch auf Facebook zu sehen, bevor der Internet-Gigant das blutige Horror-Spektakel stoppte. Nicht etwa aus eigenem Antrieb, sondern weil er von der Polizei alarmiert worden war. Was zeigt: Eine effektive zeitnahe Überwachung der Plattform findet bei Facebook offensichtlich nicht statt. Stattdessen werden – gewollt oder nicht – auch die grausamsten Beiträge erst einmal toleriert. Den Nutzerzahlen, auf die Anzeigenkunden mit Argusaugen starren, schadet dies sicher nicht. Und: Das Video wurde tausendfach kopiert und war noch mehr als 12 Stunden nach der Tat in Sekunden auffindbar. Eine perfekte PR-Plattform für den Täter.
Dieses Versagen des Social Media-Weltkonzerns sollte ein weiterer Grund für Politiker in den USA und der EU sein, endlich mit aller Härte gegen Facebook vorzugehen. Lange genug haben Zuckerberg und Co. Nutzer wie auch Kritiker mit billigen Beteuerungen an der Nase herumgeführt, in Sachen Datenmissbrauch durch das Unternehmen und kooperierende Firmen, Fake News-Seiten und Live-Gewaltvideos etwas ändern zu wollen. Auch die jüngste Aussage von Zuckerberg, künftig solle die Privatsphäre der Nutzer einen hohen Stellenwert genießen, ist nur der übliche Baldrian. Denn ein Verschlüsseln von Nachrichten ändert immer noch nichts daran, dass Facebook weiter das Nutzerverhalten ausspionieren und die Daten verkaufen will. Es ist an der Zeit, Facebook endlich an die kurze Leine zu nehmen.
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