MARCUS MÄCKLER
Die Beteiligung nahm ab, der „Gelbwesten“-Spuk schien fast vorüber zu sein, aber die Bilder vom Wochenende zeigen das Gegenteil: Vermummte, die Autos anzünden, Läden plündern, Straßen verwüsten. Und die sich – mitten in Paris – Kämpfe mit der Polizei liefern. Was im November 2018 als (in Teilen nachvollziehbares) Ventil des nicht-urbanen Frankreichs mit Straßensperren und Demo-Zügen begann, ist zur dauerhaften Hooligan-Party verkommen. Gut vier Monate nach Beginn der Proteste haben die „Gelbwesten“ jede Legitimität verloren.
Dass die Bewegung auf einen radikalen Kern zusammenschrumpfen würde, zeigte sich recht früh. Unter diejenigen, die sich vom chronisch um sich selbst kreisenden Paris nicht gehört fühlten, mischten sich schon in den ersten Wochen gewaltaffine Randalierer von links und rechts; inzwischen haben sie das Ruder übernommen. Der bürgerliche Teil der Bewegung hat sich die feindliche Übernahme selbst zuzuschreiben. Er wollte die Zeichen nicht sehen. Vor allem versäumte er es, sich selbst zu organisieren, sich eine Führungsstruktur und ein politisches Ziel zu geben. Das Vakuum füllen nun andere.
Wenn es unter den „Gelbwesten“ noch Menschen mit politischem Gestaltungswillen gibt, müssen sie sich jetzt von den Extremen lossagen – was im Übrigen auch für Italiens Regierung gilt, die die Demonstranten offensiv unterstützt. Es gab sogar Gespräche über ein mögliches Bündnis für die Europawahl. Gut möglich, dass sie sich das in Rom noch mal überlegen.
Marcus.Maeckler@ovb.net