Rosenheim/München – Im Leben eines Landesvaters gibt es gemütlichere Termine als diesen. Hinter verschlossenen Türen hat sich CSU-Chef Markus Söder jetzt der Basis seiner Partei in Oberbayern gestellt – jener Region, in der der fränkische Regierungschef glühendere Unterstützer, aber auch schärfere Kritiker als anderswo hat. Bilanz nach drei Stunden vertraulicher Aussprache: Es ist längst nicht alles gut, aber alle bemühen sich.
Söder zieht derzeit auf einer „Basistour“ durch Bayern, Rosenheim am Montagabend war die dritte Station. Die Auftritte sind stets zweigeteilt: Belangloses vorab für die Mikrofone („Wir müssen Politik mit dem Bürger machen“) – dann Klartext hinter den Kulissen. Nach dem desaströsen 37-Prozent-Ergebnis der Landtagswahl soll die Basis nicht den Eindruck haben, ihr Kummer werde übergangen; schon gar nicht vor den anstehenden Wahlkämpfen für Europa (Mai 2019) und die Kommunen (März 2020).
Teilnehmer berichten von einer insgesamt sehr wohlwollenden Stimmung für Söder, der seit genau einem Jahr Regierungschef ist, bei den Oberbayern: Lob für seinen Kurs der Annäherung von CDU und CSU, kaum Kritik für seine leiseren Töne in der Migrationspolitik, keine Debatten über den Regionalproporz oder Posten.
Eine Kenngröße dafür: das entspanntere Verhältnis Söders zur oberbayerischen Bezirksvorsitzenden Ilse Aigner. Beide seien 1994 gemeinsam als jüngste Abgeordnete in den Landtag eingezogen, erinnerte Söder, nun belegten sie als Landtagspräsidentin und Ministerpräsident die höchsten Funktionen des Freistaats. Harmonisch, inzwischen. „Wir hatten auch schwierige Jahre“, tippte Söder kurz die Zeit an, als Aigner als seine Rivalin um die Regierung galt.
Wenn die Basis – mehrere hundert Parteimitglieder – murrte, ging es oft um Landwirtschaftsthemen, so ist zu hören. Vor allem um den Umgang mit dem Wolf: Mehrere Redner forderten einen konsequenteren Umgang zum Schutz ihrer Herden vor den Wölfen. Generell wurde der CSU ein klareres Profil in der Agrarpolitik nahegelegt – in Abwesenheit der (oberbayerischen) Ministerin Michaela Kaniber. Deutlichster Kritikpunkt: Die CSU habe sich im vergangenen Jahr zu oft in die Defensive bringen lassen. „Wir lassen uns treiben und erkennen die Themen nicht“, wird ein Kommunalpolitiker mit Blick auf Polizeiaufgabengesetz, Psychiatriegesetz und Artenschutz-Volksbegehren („Bienen“).
Söder trat eher zurückhaltend auf, beteuerte mehrfach, sich um den Parteivorsitz nicht gerissen zu haben. Er setzt seine Tour am Freitag in Nürnberg und am Dienstagabend in München fort. Größere Kontroversen drohen da nicht. Zwischendurch vertieft der CSU-Chef die neue Nähe zur CDU. Am Montag tagen in Berlin beide Parteivorstände gemeinsam, um Schulter an Schulter das Programm zur Europawahl zu beschließen. Es ist klar proeuropäisch gehalten und auf den Spitzenkandidaten Manfred Weber zugeschnitten. CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER