Nein, wirklich überraschen kann der Abgang von Thorsten Schäfer-Gümbel nicht: Wer dreimal als Spitzenkandidat bei Landtagswahlen unterliegt und beim dritten Mal auch noch fast elf (!) Prozentpunkte einbüßt, hat keine große politische Zukunft mehr. Klar: Zum schlechten Wahlergebnis 2018 trug vor allem die Bundespartei bei. Trotzdem trägt immer der Kandidat die Verantwortung.
Schäfer-Gümbel ist keiner, der die Massen mobilisiert. Und doch verschärft der Abgang des Hessen die personellen und strukturellen Probleme in Süddeutschland. Der letzte SPD-Ministerpräsident in Hessen hieß Hans Eichel. Damals. Bevor er Bundesfinanzminister wurde. Seit der unglückseligen Andrea Ypsilanti geht es bergab. Die Hessen-SPD droht dem Beispiel von Baden-Württemberg zu folgen, wo es bei der Landtagswahl 2016 noch zu 12,7 Prozent reichte. Die Bayern befinden sich mit Umfragewerten um sechs Prozent ohnehin in schwerer Depression.
Die Volkspartei a.D. gerät in regionale Schieflage. Abgesehen von Andrea Nahles (Rheinland-Pfalz) weist sie südlich des Mains keinen überregional bekannten Politiker mehr auf. Hoffnungsvoller Nachwuchs ist nicht in Sicht. Wie soll man da bundesweit wieder nach oben kommen?
Mike.Schier@ovb.net