Wiesbaden – Knapp fünf Monate nach der schmerzhaften Schlappe bei der hessischen Landtagswahl hat SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Bis zum Herbst will er seine Ämter als hessischer Landesvorsitzender, Landtagsfraktionschef und stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD aufgeben. Zum 1. Oktober wechselt er stattdessen zur Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Er werde beim Landesparteitag im November nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren, sagte der 49-Jährige am Dienstag in Wiesbaden. Er werde auch sein Landtagsmandat und damit den Fraktionsvorsitz abgeben. Wer ihm in den Ämtern folgt, ist bislang unklar. Voraussichtlich in der nächsten Woche sei eine Sondersitzung des Landesvorstandes dazu geplant, sagte er. Spekuliert wird über seine bisherige Stellvertreterin Nancy Faeser, eine Juristin.
Bei der hessischen Landtagswahl Ende Oktober war Schäfer-Gümbel zum dritten Mal mit dem Vorhaben gescheitert, hessischer Ministerpräsident zu werden. Die SPD wurde nur drittstärkste Kraft hinter CDU und Grünen. Dabei landeten die Sozialdemokraten hauchdünn hinter den Grünen – letztlich ging es um nur 66 Stimmen. Wäre die SPD-Fraktion zweitstärkste Kraft geworden, wäre ein Ampel-Bündnis mit Grünen und FDP unter Führung von Schäfer-Gümbel zumindest denkbar gewesen. Die FDP hatte eine solche Zusammenarbeit unter Führung der Grünen abgelehnt.
Schäfer-Gümbel sagte, seinen Rückzug habe er bereits direkt nach dem Debakel bei der Landtagswahl beschlossen. Der SPD-Bundesvorsitzenden Andrea Nahles habe er am Tag nach der Abstimmung gesagt, dass es keinen vierten Anlauf als Spitzenkandidat in Hessen mit ihm geben werde. Bereits weit vor der Landtagswahl habe er für sich beschlossen, bei einem erneuten Scheitern keine weitere Arbeit als Spitzenkandidat zu übernehmen.