Betrugsvorwürfe in Thailand

von Redaktion

Armee-Partei liegt bei Wahl offenbar vorne – „Keinerlei Scham“

Bangkok – In Thailand entwickelt sich die Auszählung der ersten Parlamentswahl seit acht Jahren zu einer Hängepartie. Inzwischen wird sie von massiven Betrugsvorwürfen überschattet. Vieles deutet darauf hin, dass sich das Militär nach seinem Putsch von 2014 an der Macht halten kann. Nach vorläufigen Zahlen bekam die Partei des einstigen Putschgenerals und heutigen Premierministers Prayut Chan-o-cha mit Abstand die meisten Stimmen.

Entscheidend kommt es nun auf die Verteilung der Sitze an. Die demokratische Opposition hofft ebenfalls noch, an die Regierung zu kommen. Ex-Premier Thaksin Shinawatra hielt den Militärs zugleich Betrug in großem Stil vor. In der „New York Times“ schrieb er: „Sie haben keinerlei Scham. Sie wollen um jeden Preis an der Macht bleiben.“

Die vom Militär eingesetzte Wahlkommission ließ sich mit der Bekanntgabe genauerer Zahlen Zeit. Möglicherweise wird erst gegen Ende der Woche klar, wer sich Sieger nennen darf. Die letzte demokratische Wahl in dem Königreich liegt bereits acht Jahre zurück.

Nach vorläufigen Zahlen liegt die Armee-Partei Palang Pracharat (PPRP) um mehrere hunderttausend Stimmen vor der größten Partei der demokratischen Opposition, Pheu Thai. Diese wiederum hat mehr Direktmandate. Trotzdem hat Prayut (Spitzname: „Onkel Tu“) Chancen, im Amt zu bleiben. Der heute 65-Jährige hatte 2014 eine demokratisch gewählte Regierung aus dem Amt geputscht. Seither hat das Militär Verfassung und Wahlrecht zu seinen Gunsten geändert.

Zur Verteilung der 500 Sitze im Unterhaus des Parlaments gab es noch keinerlei zuverlässige Angaben. Die 250 Sitze im Senat – dem Oberhaus – werden ohne jegliche Wahl vom Militär bestimmt. CHRISTOPH SATOR

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