Entführtes Migranten-Schiff in Malta

von Redaktion

108 libysche Menschen auf der Flucht aus dem Bürgerkriegsland

Rom/Valletta – Die maltesische Armee hat die Kontrolle über ein Handelsschiff übernommen, das Migranten in ihre Gewalt gebracht und eigenmächtig Richtung Malta gesteuert hatten. Der Frachter mit 108 Migranten wurde von Hubschraubern und Militärschiffen zur Hauptstadt Valletta eskortiert, wo er am Donnerstagmorgen anlegte. Fünf Menschen wurden festgenommen, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr.

Der Kapitän habe mehrmals versichert, dass einige libysche Migranten ihn und die fünfköpfige Crew bedroht hätten. Eine Spezialeinheit sei an Bord gegangen und habe die „El Hiblu 1“ dem Kapitän dann zurückgegeben.

Der Frachter soll die Migranten vor der libyschen Küste gerettet haben. Darunter 19 Frauen und 12 Kinder. Eine Gruppe soll das Schiff am Mittwoch nach maltesischen Angaben „entführt“ haben, weil die Geflüchteten nicht in das Bürgerkriegsland Libyen zurück wollten. Auf Funksprüche wurde nicht reagiert. Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye erklärte, ein europäisches Marineflugzeug habe dem Frachter die Position von zwei Schlauchbooten in Not mitgeteilt. Die libysche Küstenwache sei demnach „außer Betrieb“ gewesen.

Der Kapitän habe „unmissverständlich“ mitgeteilt, dass die Menschen nicht zurück nach Libyen wollen. „Diese Geretteten haben die Hölle hinter sich und stehen (…) Besatzungsmitgliedern eines Frachtschiffes gegenüber, die ihnen zu erklären haben, dass sie genau an jenen Ort zurückgebracht werden, dem sie unter Einsatz ihres Lebens zu entkommen versuchten“, sagte Gorden Isler, Sprecher von Sea-Eye.

Italiens rechter Innenminister Salvini hatte die Migranten zuvor „Piraten“ genannt und von deren „Kreuzfahrt“ gesprochen. Italien und Malta wollen Bootsflüchtlinge ohne einen EU-weiten Verteilmechanismus nicht aufnehmen. Vor der libyschen Küste sind kaum mehr Rettungsschiffe im Einsatz, Boote von Hilfsorganisationen wurden immer wieder lange auf dem Meer blockiert oder aus dem Verkehr gezogen.

Hilfsorganisationen sprechen von unmenschlichen Bedingungen in Libyen und von „Konzentrationslagern“, in denen Migranten auch Folter ausgesetzt seien.  dpa

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