MIKE SCHIER
Es ist eine Zusammenarbeit der besonderen Art: Heute will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit einer interfraktionellen Gruppe von Abgeordneten einen Gesetzesvorschlag zur Organspende vorstellen. Kern: Wer künftig nicht explizit einer Spende widerspricht, wird nach dem Hirntod als potenzieller Spender behandelt. Ein anderer – ebenso fraktionsübergreifender – Vorschlag sieht vor, dass jeder Bürger bei der Verlängerung des Personalausweises verbindlich gefragt wird.
Es ist richtig, dass sich die Politik über dieses schwierige Thema neu Gedanken macht. Zu viele Kranke warten verzweifelt und oft vergeblich auf ein Organ, während zu viele Gesunde das unangenehme Thema lieber beiseite schieben. Die bisherige Praxis mit einem freiwilligen Spenderausweis erwies sich zuletzt als immer unbefriedigender, auch weil diverse Skandale dem Thema Schaden zugefügt haben. Nun wird also neu diskutiert – Gott sei Dank ohne den im Bundestag üblichen Fraktionszwang. Solche ethischen Positionen sollen Politiker nicht vor ihrer Partei, sondern allein vor ihren Wählern und ihrem Gewissen verantworten müssen.
Der Spahn-Vorschlag ist dabei der radikalste, weil er weit ins Selbstbestimmungsrecht der Menschen eingreift. Vielleicht wäre der Vorschlag der Gruppe um Grünen-Chefin Annalena Baerbock mit einer regelmäßigen, am besten verpflichtenden Befragung jedes Bürgers über seine Spendenbereitschaft der bessere Kompromiss.
Mike.Schier@ovb.net