Lebensmittelverschwendung

Retter brauchen Belohnung

von Redaktion

STEFAN SESSLER

Es gibt viele Möglichkeiten, gegen Lebensmittelverschwendung zu kämpfen. Man kann mit moralischen Zeigefingern arbeiten, das hört sich dann so an: „Kind, iss deine Schweinshaxe auf. In Afrika haben sie gar nichts auf dem Teller.“ Man kann mit Schocknachrichten arbeiten, das hört sich bei der Verbraucherzentrale dann so an: „Jahr für Jahr landen in Deutschland elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Um diese Menge zu transportieren, sind 440 000 Sattelschlepper notwendig.“

Die meisten Menschen tun allerdings lieber was Gutes, wenn sie dafür belohnt werden. Es gibt inzwischen Apps, über die jeder registrierte Nutzer überschüssige Lebensmittel aus Supermärkten und von Restaurants reservieren kann – eine Tüte Obst und Gemüse für 3,90 Euro oder Sushi für 4,90 Euro. Lebensmittelrettung als Lebensgefühl mit geldwertem Vorteil, so wird eine Erfolgsgeschichte daraus. Experten haben berechnet, dass jeder Deutsche pro Jahr locker 230 Euro sparen kann, wenn er schlau einkauft und Reste gut verwertet.

Jeder kann jeden Tag zum Retter werden, das ist das Schöne an dieser neuen Trendsportart. Es ist einfacher, eine Gurke vorm Mülleimer zu bewahren als gleich das ganze Klima – zum Beispiel zusammen mit Greta Thunberg und ihren jungen Freitagsdemonstranten. Gurkensalat aus krummen Gurken ist ein generationenübergreifendes Projekt mit sofortiger Belohnung. Das ist auch der Unterschied zwischen Lebensmittelrettern und Weltrettern.

Stefan.Sessler@ovb.net

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