Die politischen Machtwechsel in Mittel- und Osteuropa sowie den Ländern der ehemaligen Sowjetunion folgen häufig anderen Gesetzmäßigkeiten, als man es im restlichen Europa gewohnt ist. Dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko droht es daher nicht besser zu gehen als vielen seiner Kollegen in der Region, die schon nach einer Amtsperiode in die Wüste geschickt wurden.
Das aus Sicht der Bevölkerung vor allem auf ökonomischem Gebiet viel zu langsame Reformtempo, allenthalben Korruption und Klientelwirtschaft sind meist die Ursachen für die Abwahl. In der Ukraine kommt erschwerend hinzu, dass der von Russland aufgezwängte Krieg im Donbass mit etwa 13 000 Toten und der Verlust der von Moskau rechtswidrig okkupierten Krim zu enormen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen führten. Da ist es kein Wunder, dass ein Komiker aus der ersten Runde der Präsidentenwahl als Sieger hervorging. Die etwas schillernde frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko ist sogar ganz aus dem Rennen.
Was der mögliche Sieg von Wladimir Selenski in der Stichwahl bedeutet, bleibt nun das dicke Fragezeichen. Durch große Sachkenntnis ist er bisher nicht aufgefallen. Es wird auch gemunkelt, dass ein Oligarch ihn steuert. Keine gute Perspektive für eine Konsolidierung der Ukraine. Sie bleibt ein europäisches Sorgenkind.
Bernd.Kreuels@ovb.net