„Eines der sichersten Länder der Welt“

von Redaktion

Die Menschen in Deutschland leben relativ sicher. Dennoch treibt viele die Angst vor dem Verbrechen um. Das beginnt schon beim Schritt vor die eigene Haustür.

VON MARTINA HERZOG

Berlin – Immer mehr Menschen in Deutschland haben Angst vor Kriminalität. Mehr als jeder Fünfte fühlte sich 2017 nachts beim Schritt vor die eigene Haustür unsicher – fünf Prozentpunkte mehr als fünf Jahre zuvor. Das geht aus einer Untersuchung des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht (MPI) und des Bundeskriminalamts (BKA) hervor. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), sein schleswig-holsteinischer Amtskollege Hans-Joachim Grote (CDU) und BKA-Chef Holger Münch präsentierten die Studie gestern in Berlin.

Von „erfreulichen Zahlen“ sprach Seehofer hingegen mit Blick auf die in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) verzeichneten Straftaten: Die 5,4 Millionen Delikte stellten den niedrigsten Stand seit 1992 dar. „Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt“, sagte er.

Die Statistik hat zwar Schwächen. „Die PKS bietet kein exaktes Spiegelbild der Kriminalitätswirklichkeit, sondern eine je nach Deliktsart mehr oder weniger starke Annäherung an die Realität“, heißt es in der Einleitung. Schließlich weiß niemand genau, von wie vielen Taten die Polizei nie erfährt. Aussagen über Trends liefere die Statistik aber, sagt Münch.

Dennoch fühlen sich immer mehr Bürger nachts in der eigenen Wohngegend unsicher. Rund jeder Fünfte gab das bei der Befragung des BKA und des Max-Planck-Instituts an. 2012 waren es noch fünf Prozent weniger. Fast neun Prozent aller Befragten hielten es sogar für ziemlich oder sehr wahrscheinlich, im kommenden Jahr Opfer eines Terroranschlags zu werden.

Dabei stieg die Sicherheit in fast allen Ländern. Nur in Bayern nahm die Zahl der gemeldeten Straftaten leicht zu. Sogar auffällig zurückgegangen ist die Zahl der Wohnungseinbrüche. Im Vergleich zu 2017 gab es ein Minus von 16,3 Prozent. Dabei dürften vor allem die Abschreckung durch Videokameras, Alarmanlagen und mechanische Sicherungen sowie die stärkere Aufklärung gefruchtet haben. Zudem hat sich die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität verbessert.

Tatsächlich am wahrscheinlichsten ist es, Opfer von Betrug bei Waren oder Dienstleistungen zu werden oder mit Schadsoftware in Kontakt zu kommen. Das passiert pro Jahr 4,7 beziehungsweise 4,5 Prozent der Menschen. Persönlicher Diebstahl betraf 3,1 Prozent, Opfer von Körperverletzungen waren 3 Prozent der Befragten.

Insgesamt wurden 56,5 Prozent der Delikte 2018 aufgeklärt, nach 57,1 Prozent im Jahr davor. Solche Veränderungen haben aber – wie die Quote insgesamt – eine begrenzte Aussagekraft. Denn die in einem Jahr gemeldeten Delikte werden ins Verhältnis gesetzt zu den aufgeklärten Fällen. Diese beiden Gruppen sind aber nur zum Teil deckungsgleich.

Insgesamt 5,39 Millionen Straftaten hat die Polizei 2018 erfasst – wenn man ausländerrechtliche Verstöße wie etwa illegalen Aufenthalt ausklammert. Zu beobachten: Die Polizei erfährt deutlich häufiger von der Verbreitung pornografischer Schriften, Straftaten nach dem Arzneimittelgesetz, Rauschgiftdelikten und Verstößen gegen das Waffengesetz. Mit Vorsicht ist der 40-prozentige Anstieg im Bereich Widerstand und Angriff gegen die Staatsgewalt zu werten. Die Gesetzesgrundlage dafür wurde im vergangenen Jahr ausgeweitet, auch Rettungskräfte oder Feuerwehrleute sind jetzt erfasst.

Und die Täter? Insgesamt sind mehr als drei von vier Tatverdächtigen Männer. Zuwanderer stellen mit 30,5 Prozent einen überproportional hohen Anteil – und zwar, wenn ausländerrechtliche Verstöße ausgeklammert bleiben. Obwohl die Zahl der Tatverdächtigen leicht gesunken sei, gebe es eine Zunahme an Mehrfachstraftätern aus dieser Gruppe, sagte Münch. Insbesondere Zuwanderer aus den nordafrikanischen Maghreb-Staaten, Libyen und einigen zentralafrikanischen Staaten seien auffällig.

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