Franziskus will Erneuerung mit Schwung

von Redaktion

Der Papst ruft die Jugend auf, sich einzumischen – Warnung vor oberflächlichen Reizen

VON INGO-MICHAEL FETH

Vatikanstadt – Schon die Form ist ungewöhnlich. Im Stil eines Briefes und „per Du“ wendet sich Franziskus an die Jugend der Welt. Das Apostolische Lehrschreiben ist sein persönliches Resümee der Synode zum Thema Jugend, die im Herbst im Vatikan tagte. Gleich zu Beginn greift er den aus seiner Sicht notwendigen Wandel auf. Die Kirche dürfe nicht auf sich bezogen sein, sondern müsse Jesus Christus widerspiegeln. „Folglich muss sie demütig zugeben, dass sich einige Dinge ändern müssen“, so der Papst.

Die jungen Menschen rief er auf, gegen den gesellschaftlichen Strom zu schwimmen: „Die Kirche bedarf eures Schwungs eures Gespürs, eures Glaubens.“ Den gängigen Klischees von konservativ und progressiv erteilt er gleichermaßen eine Absage: „Der Herr möge die Kirche von jenen befreien, die sie alt machen, auf die Vergangenheit festnageln, bremsen und erstarren lassen“, schreibt er. Sie müsse sich aber auch vor der Versuchung hüten, auf alles einzugehen, was die Welt anbiete. „Zu glauben, dass sie sich erneuert, wenn sie ihre Botschaft verbirgt und den anderen anpasst: Nein.“

Breiten Raum widmet der Pontifex der heutigen Lebenswelt, in der ein erheblicher Teil der Jugend aufwächst. Sie sei von zahllosen Formen der Gewalt gekennzeichnet: Krieg und Terror, Flucht, Ausbeutung und Armut, organisiertes Verbrechen, Menschenhandel und Sklaverei, Drogen und Krankheiten. „Angesichts dieser Tragödien ihrer jungen Söhne und Töchter muss die Kirche Schmerz empfinden.“

Scharf geißelt Franziskus die „ideologische Kolonialisierung“, mit der aus seiner Sicht reiche Staaten und Organisationen oftmals ihre Hilfsangebote an die armen Länder knüpften und ihnen die „Annahme westlicher Vorstellung zu Sexualität, Ehe und Leben“ aufdrängten.

Ausdrücklich verteidigt Franziskus das Sakrament der Ehe. Es lohne sich, auf die Familie zu setzen. Mit Skepsis sieht der Papst die Entwicklung in den Sozialen Medien. Man dürfe nicht vergessen, das in der digitalen Welt „gigantische wirtschaftliche Interessen am Werk sind, die mit ihren Mechanismen das persönliche Gewissen und demokratische Prozesse manipulieren.“ Die virtuelle Welt werde nicht selten zu einem Ort der Einsamkeit, von Ausbeutung und psychischer Gewalt. Franziskus warnt auch vor blindem Schönheitswahn und Jugendkult. Er appelliert: „Lasst nicht zu, dass man eure Jugend benutzt, um eine oberflächliche Lebensweise zu fördern, die Schönheit mit dem Schein verwechselt.“

Auch den Kontakt mit den Älteren legt der Papst den Jugendlichen ans Herz: „Ein Bruch zwischen den Generationen hat der Welt niemals gedient.“

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