Seehofers Kriminalstatistik

Sicherheit, gefühlt und statistisch

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Da wäre zum Beispiel die Sache mit den Einbruchszahlen. Sie sinken bundesweit stark. Ist das nun beruhigend? Nicht in München, wo die Fallzahlen steigen. Und erst recht nicht für jene 97 500 Menschen, die tatsächlich Opfer wurden, denen kann die ganze Statistik nämlich gestohlen bleiben. Ja: Sicherheitsempfinden ist zutiefst subjektiv. Wer sich nachts in der dunklen Unterführung fürchtet, vielleicht sogar zu Recht, wird sich nicht tröstend an Seehofers neue Kriminalstatistik kuscheln.

Trotzdem ist es wichtig, die Daten seriös zu erfassen. Sie sind kein Kommando ans Volk, sich gefälligst sicher zu fühlen, sondern eine Entscheidungsgrundlage für die Politik und auch die Basis für Debatten, wo der Staat strenger werden muss. Je transparenter, desto besser. Dazu zählt, deutsche und nichtdeutsche Tatverdächtige zu benennen, statt in falscher political correctness die Herkunft zu verschweigen – ein Lernprozess seit 2015.

Objektiv lehrt die Statistik: Es wirkt, wenn die Politik Probleme mit Polizeipräsenz und Gesetzen bekämpft – das dauert aber lang. Die Kriminalitätsfelder verschieben sich schnell, aktuell steigen Rauschgift-, Rohheits- sowie Internetdelikte stark. Der Trend, mehr in Polizei und Justiz zu investieren, ist genau richtig; die Reaktionszeit des Staates muss aber kürzer werden, um das angeknackste Sicherheitsempfinden der Menschen zu stärken.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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